der lebhaften Schilderung des Kampfes mit dem Eber, die Rupert, froh, mit dem Leben noch einmal davongekommen zu sein, beim Frühtrunke machte.
Noch lustiger ist die andere Erzählung, nach welcher die Ebernburg gleichfalls früher einen anderen Namen gehabt haben muß.
Als die ältere Ebernburg einst belagert wurde, wehrten sich ihre Bewohner so tapfer, daß der Feind nur zum Ziele zu kommen glaubte, wenn er sie vollständig aushungerte. Es dauerte auch gar nicht lange, so waren auf der Ebernburg die wenigen Hühner und Gänse, Tauben und Enten, Kühe und Schafe verzehrt, die sich dort oben auf dem steilen Berge befanden. Mit großer Besorgnis sahen die Burgbewohner auch, wie sich die Früchte, welche sie im vorigen Jahre gesammelt hatten, verminderten; nur der Burgherr, welcher lieber vor Hunger sterben, als die kleine Bergfeste übergeben wollte, verzagte nicht. Er hatte noch ein einziges Schwein im Stalle, einen mächtig grunzenden Eber. Diesen ließ er an jedem Morgen, wenn kaum der Tag graute, von den Knappen auf den Burghof zerren. Dort ergriff ihn einer der Knappen bei den Vorderfüßen, ein anderer bei den Hinterfüßen, ein dritter gar bei dem kurzem Schwanze und so wurde er plötzlich auf die Erde gerissen und auf den Rücken geworfen, als ob er geschlachtet werden sollte. Damit er nun so laut als möglich schriee, hielt es der Burgherr selbst nicht unter seiner Würde, ihm mit seinem Schwerte an der Stelle, wo sonst der Schlächter das Messer hineinsteckt, etwas den Hals zu kitzeln. Wenn das Tier dann ein recht mörderliches Geschrei gemacht hatte, so ließ man es aufstehen und brachte ihm einen Tränkeimer mit Futter, worauf es dann augenblicklich verstummte, als ob es gestorben wäre. Alsdann verging der Vor- und Nachmittag und die Belagerer glaubten, daß die Burgbewohner bis zur Abenddämmerung beschäftigt gewesen wären, um auf ein halbes Jahr Schinken und Würste in den Rauch zu hängen. Doch kaum graute der Tag, so wurde dasselbe Schwein wieder auf den Burghof gezogen, niedergerissen und am Schwanze gezupft, so daß nach dem mörderlichen Geschrei, das sich wieder erhob, der Feind nur glauben konnte, es werde schon wieder ein Schwein geschlachtet.
Nachdem die Bewohner der Ebernburg das Spiel vierzehn Tage lang
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/77&oldid=- (Version vom 1.8.2018)