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und besudelten, trieb sie der Sautreiber in die Schwemme. Alsbald verschwanden sie und es schwammen lauter Strohwische empor. Der Käufer mußte also mit Schaden abziehen, denn er wußte nicht, wie es zugegangen war, noch wer ihm die Schweine zu Kauf gegeben hatte.

Einst kam Doktor Faust zur Winterszeit an den Hof des Fürsten von Anhalt. Bei Tafel forderte er die Frauenzimmer auf, daß sie sich wünschen sollten, was sie nur möchten. Da antworteten sie, sie wünschten, daß es Herbstzeit wäre und sie Trauben und Obst genug zu essen hätten. Das versprach Faust alles in einer halben Stunde herbeizuschaffen.

Er nahm zwei silberne Schüsseln und setzte sie vor das Fenster hinaus.

Nach einer halben Stunde griff er vor das Fenster und langte die Schüsseln wieder hinein. Darin waren rote und weiße Trauben, desgleichen in der andern Schüssel Äpfel und Birnen, doch von fremder entlegener Landesart.

Sie aßen aber von den Trauben und dem Obste mit Lust und großer Verwunderung.

Der Fürst von Anhalt konnte nicht umhin zu fragen, welche Bewandtnis es mit dem Obst und den Trauben gehabt. Da antwortete Doktor Faustus:

„Gnädiger Herr, Euer Gnaden sollen wissen, daß das Jahr nach den beiden Zirkeln der Welt geteilet ist, und wenn es bei uns Winter, ist es anderswo Sommer. Denn der Himmel ist rund, und wenn die Sonne bei uns so steht, daß wir die kurzen Tage und den Winter haben, so haben sie in Indien Sommer und Obst und Früchte. Darum habe ich meinen fliegenden Geist dahin gesandt, der gar geschwind ist und sich versetzen kann, wohin er will, der hat mir dies Obst und Trauben erobert.“ Solchem hörte der Fürst mit großer Verwunderung zu.

Während der Fastnacht war Faust wieder in Wittenberg und trieb sein Wesen mit den Studenten. Am Fastnachtsdienstag bewirtete er vier Magister und zwar mit Hühnern, Fischen und Braten, aber nur schmal. Er sprach:

„Die Ursach, daß ich Euch mit so geringer Speise traktieret und Ihr kaum den Hunger gebüßt habt, ist diese, daß ich drei Flaschen, eine fünf, die andere acht und wieder eine acht Maß haltend, vor zwei Stunden in

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/64&oldid=- (Version vom 1.8.2018)