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Nun wollte Doktor Faust sich verheiraten. Das hintertrieb aber der Teufel, weil der Ehestand ein gottseliger Stand ist. Er versprach, ihn durch viel schnöde Unzucht und Wollust dafür schadlos zu halten, wie er ihm denn kurz vor seinem Ende sogar die Helena aus alter Zeit und aus dem Volke der Griechen herbeizauberte.

In der ersten Zeit kam eines Tages der Teufel ihn zu besuchen. Wiewohl es aber im Sommer war, so ging doch eine so kalte Luft von ihm aus, daß Doktor Faust meinete, er müßte erfrieren.

Diesmal aber nannte der Teufel sich Belial und wollte dem Doktor Faust die höllischen Geister vorstellen, die bereits draußen standen.

Einer nach dem andern mußte nun zu Faust in die Stube hinein, wie er war. Da war auch Lucifer, der war rot wie ein Eichhörnchen und hatte den Schwanz hinter sich emporgereckt, wie die Eichhörnchen pflegen.

Der Geist Asterot kam in Drachengestalt und ging auf dem Schwanze aufrecht hinein.

Anubis hatte einen Hundskopf, sonst war er schwarz und weiß, im schwarzen weiß und im weißen schwarz getüpfelt, hatte Füße und hängende Ohren wie ein Hund und war vier Ellen lang.

Zuletzt verschwanden sie wieder.

Nach einiger Zeit verlangte Faustus in die Hölle geführt zu werden. Da erschien ihm Beelzebub und hatte einen beinernen Sessel auf dem Rücken, der ringsherum geschlossen war. Darauf saß Doktor Faust und fuhr also davon. Wie heftig auch die Hölle brannte, so empfand doch Doktor Faust keine Hitze, sondern nur ein Maienlüftlein. Er sah aber auf dem Grunde der Hölle im Feuer viel stattliche Leute, Kaiser, Könige, Fürsten und Herren. Etliche durften sich auch erlaben, badeten und tranken aus einem kühlen Wasser, das da floß. Zuletzt trug Beelzebub Faustum in seinem Sessel wieder aus der Hölle.

Auch zu dem Himmel und zu den Gestirnen fuhr Faustus einmal auf, denn er war ein Kalendermacher geworden und wollte die Gestirne sehen. Da sah er im Julius hier Gewitter, dort schönes Wetter, hier Hagel, dort Regen.

Einstmals war Kaiser Karolus V. zu Innsbruck. Dahin verfügte sich auch Doktor Faustus.

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/62&oldid=- (Version vom 1.8.2018)