tötete zwischen Tongern und Mastricht einen großen und grimmigen Bären. Dabei war unsere Muhme, die heilige Aebtissin Landrada zugegen, diese hat ihn zuerst für diese That den großen Karolus genannt.“
Die Abendunterhaltungen Eginhard’s mit dem Abte dienten für jenen dazu, sich über die Kriege des Kaisers mit den Sachsen noch mancherlei Belehrung für seine geschichtlichen Forschungen zu verschaffen.
So erzählte der Abt:
„Schon Karl Martel hatte das Christentum mit Feuer und Schwert unter den Sachsen zu verbreiten gesucht. Pipin war es im Verein mit seinem Bruder sogar schon gelungen, den südlichen, Thüringen benachbarten Teil Sachsens zu unterwerfen. Auch Pipin bekehrte die Heiden mit Gewalt. Kirchen und Klöster ließ er in der Nähe als Pflanzstätten christlichen Glaubens anlegen. Vielleicht hätte er die Unterjochung und Bekehrung der Sachsen zu Ende führen können. Doch nahm Aquitanien während seiner noch übrigen Lebenszeit zu sehr seine Wirksamkeit in Anspruch.“
Hier ergriff Eginhard das Wort und sprach: „Was der Vater ruhmreich begonnen hat, wird der Sohn glücklich zu Ende führen. Alle Kriegszüge, Ueberfälle, Versprechungen und Wortbrüche, welche den Krieg endlos in die Länge zu ziehen scheinen, werden den Sachsen nichts helfen.“
Auf eine Zwischenfrage Emma’s, welche sich als Frankin über das Nachbarvolk der Sachsen zu belehren suchte, erwiderte der Abt von Corvei: „Die Sachsen wohnen jetzt vom rechten Ufer des Rheines bis zur Elbe, von der Eider bis zur Werra und Fulda. Sie zerfallen in die Westfalen, Engern und Ostfalen. Ihr Glaube ist roh, die Art ihrer Verteidigung wild, barbarisch ihr Recht. Mit vieler Zähigkeit halten sie an ihrer alten Freiheit fest.“
„Ihre verschiedenen Stämme passen aber wenig zusammen. Es sind freie Gemeinschaften, die erst für den Krieg zusammentreten und sich einen Führer wählen. Ein solcher mag Wittekind sein, der aber nicht als angestammter Häuptling aller Sachsen betrachtet werden kann.“
Und Eginhard sagte:
„Durch räuberische Ueberfälle, durch Mord, Brand, Plünderung und massenhafte Zerstörung unserer Kirchen sind sie uns Franken schon gefährlich
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)