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Dich warnen, Hagen, ihrem Gewande zu Liebe hat Hatburg Dir nur die halbe Wahrheit gesagt. Hagen, kehre um! Denn welche Ehren man auch dort Euch beim Empfange bereitet, so sollst Du doch dort das Leben verlieren. Noch ist es Zeit! Aber Alle, die in Hunnenland einreiten, reiten in den Tod.“ Hagen rief: „Ihr lügt! Wie könnten wir wohl Alle sterben bei König Etzel?“ Es sprach wieder eine der Frauen: „Traun, nicht anders wird es geschehen. Nur Einer, der Kaplan des Königs, kehrt gesund zurück in König Gunthers Land.“

In grimmem Mute sprach da Hagen, der kühne Recke: „Meinem Herren das zu verkünden, wäre schmerzlich. Zeige uns den Weg über das Wasser, Du weises Wasserweib.“ Sie entgegnete: „Da Du zur Reise fest entschlossen bist, so suche die Herberge oben am Flusse. Darinnen wohnet der Fährmann.“ Nun wollte Hagen eilig von dannen ziehen, aber eine der Frauen rief ihm noch nach: „Geht freundlich um mit dem Fährmanne! Er ist ein tapferer Held und dienet seinem Landesfürsten in Treue. Wen er für dessen Feind halten kann, den lässet er nicht hinein. Darum bietet ihm ein reiches Geschenk an und rufet ihm zu, Ihr wäret Amelrich. Denn Amelrich war auch des Landesfürsten Freund. Er mußte vor dessen Feinden entfliehen. Wenn der Fährmann glaubt, daß dieser zurückkehrt, so wird er Euch gerne helfen.“

Da verneigte sich Hagen vor den Frauen. Er ging am Wasser hinauf, bis er am anderen Ufer die Herberge erblickte. Da rief er: „Hol’ über!“ und bot dem Fährmanne eine Spange rotes Gold. Der Fährmann war aber so reich und hatte so stolze Knechte, daß er selten einen Lohn annahm. Da er nun glaubte, die Feinde des Landes kämen, so ließ er Hagen stehen. Da rief Hagen wieder: „Fährmann, hole den Amelrich hinüber, den Freund des Landesfürsten! Ich bin es, er kehrt zurück!“

Da eilte der Fährmann schnell zu Hagen an’s andere Ufer, denn nun glaubte er seinem Lande einen Dienst leisten zu können. Jetzt reizte ihn sogar das rote Gold, denn er hatte sich kürzlich vermählt, und darum war seine Sinnesart auch auf den Erwerb von Reichtümern gerichtet worden. Selbst von seinem Bruder wollte er nun die Stange roten Goldes gern annehmen, denn Amelrich war sein Bruder. Als aber der Fährmann neben Hagen stand und ihm ins Auge sah, erkannte er schnell, daß er betrogen

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)