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Die einen wollten diesen, die anderen jenen zum Herrscher haben. So ersah endlich das Volk, des ewigen Streitens müde, sich vierundzwanzig Edle aus, die es übernehmen sollten, den neuen König zu wählen. Dieselben tagen nun heute im hohen Saale mit drei Erzbischöfen, welche ihnen beigegeben sind.“

Als ich dies vernahm, machte ich mich rasch auf, um den Eintritt zu dem Saale zu suchen. Die reichen Kleider, die ich trug, halfen mir bald an’s Ziel. Keiner der Thürhüter verwehrte mir den Eingang. Ja, im Saale angelangt, wurde mir sogar ein Stuhl angeboten. Ihr könnt Euch meine Freude und mein Erstaunen denken, als ich die vierundzwanzig edlen Ritter vor mir erblickte, die ich im Heidenlande aus so großer Qual errettet hatte. Doch keiner von allen erkannte mich sogleich. Ich trat zu ihnen heran mit den Worten: „Edle Herren, habt Ihr nun einen gefunden, der hoch genug geboren wäre, um hier dem Reich ein König zu sein? Habt Ihr ihn nicht gefunden, so könnte vielleicht mein schlichter Rat Euch frommen.“ Sie sprachen: „Wer hier so weise ist, uns raten zu können, der möge frank und frei hier seine Meinung aussprechen.“

„Wohl kann ich“, wandte ich mich hierauf zu den Versammelten, „Euch einen König nachweisen, dem die Krone Englands ziemte, wie keinem andern. Er ist von hochedler Geburt und hoher Tugenden voll.“

„Wie nennt Ihr Euch?“ riefen da einige, „haltet Ihr nur halb, was Euer Mund uns eben verhieß, so soll der Tag, der Euch geboren, gepriesen sein!“

Da nannte ich ihnen meinen Namen. Als sie den Namen hörten, Gerhard von Köln, sprangen sie empor. Sie lagen mir am Halse, sie stürzten mir zu Füßen, sie nannten mich Vater, Bruder!

„Gott sandte Dich hierher!“ riefen sie, „Du sollst die Krone tragen, keinem Herrlicheren gebührt sie.“ Wie ich mich auch bemühte, mich ihnen verständlich zu machen, ihnen zu erzählen ihres jungen Königs Los, ihr lauter Jubel ließ mich nicht zu Worte kommen. Die Thür wurde aus den Angeln gerückt, ich selbst empor gehoben auf einen Schild und auf den Markt getragen. In der Mitte desselben stand ein Stuhl, und trotz allen Sträubens wurde mir die Krone auf das Haupt gesetzt. Laut riefen sie mich zum König von Engelland aus, und alles Volk stimmte jauchzend

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/248&oldid=- (Version vom 1.8.2018)