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empfangen hätte. Ich schwur den Eid. Da übergab mir König Reinmund Irenen mit zweien ihrer Jungfrauen, doch mußte sie umgeben von meinen Rittern die Fahrt nach Engelland antreten, während ich mit Reinmunds Heer ein anderes Schiff bestieg. So nah dem süßen Ziele, sollte ich es doch nimmermehr erreichen. Furchtbare Stürme überfielen uns auf der Fahrt und trennten beide Schiffe weit von einander. Endlich strandete unser Schiff und versank. Während ich selbst noch an meines Schiffes Mast mich festgeklammert hielt, sah ich die Getreuen in den Wellen untergehen. Nachdem ich lang umhergetrieben war, kam ich ans Land. Wo das Schiff, das mein theueres Gemahl mit sich führte, geblieben war, war mir gänzlich unbekannt. Und nun finde ich, die ich seit Jahren gramerfüllt, verzweifelnd gesucht, als eines Anderen Braut wieder! Noch einmal durfte ich sie sehen, der ich zu eigen einst gehörte, die schönste aller Frauen. Nun, Leben, fahre hin!“

Da ich voll Kummers den fremden Gast so klagen hörte, forderte ich ihn auf, sich mir auszuweisen als Wilhelm, König von Engelland. Er entgegnete: „Wohl hat der Gram mich lange Zeit umher getrieben in der Fremde, und mein Gewand deutet nicht auf königliche Würde, doch käme sie mir nahe und sähe dies Ringelein, sie würde mich wohl erkennen. Nun aber möge Euer edler Sohn an ihrer Seite lange und glücklich leben. Ich will mir nichts erstreiten, sondern wieder still von dannen gehn.“

„Gott hat ein großes Wunder an Euch gethan,“ sprach ich hierauf zu dem betrübten Gast; „er kann Euch auch leicht wieder zu Ehre und vollem Glücke bringen. Harret hier mein! Ich kehre bald zu Euch zurück.“

Ich ging hinweg und ließ dem Fremdling ein köstlich Bad bereiten. Linde Hände mußten ihm Haar und Bart scheren. Dann ließ ich ihm prächtige Kleider bringen. Und so stand er mit einemmale in voller Schöne, wie neugeboren, vor meinen Knappen da.

Darauf begab ich mich zu dem Bischof, der noch beim Mahle saß, zog ihn beiseite und erzählte ihm die Wundermähr. „Herr,“ sprach ich, „bei diesem allen empfinde ich so Glück als Leid. Mein Gerhard war so wohl beraten mit diesem Königskind, und nun soll er weichen?“ Und doch hat Gott so großes Wunder an diesem Herrn gethan, daß es Christenpflicht ist, meinen Sohn verzichten zu lassen. Helft mir, Herr, ihn dazu zu bewegen.

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/244&oldid=- (Version vom 1.8.2018)