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anmutig. Der Ruf ihrer Lieblichkeit drang weit umher, und so vernahm von ihren Reizen und ihren Tugenden auch ein wilder Fürst der Heiden; der gedachte alsbald, wie er sie wohl mit seinem Sohne vermählen könnte. So sandte er denn Boten an den Vater der Jungfrau mit reichen Geschenken und noch reicheren Versprechungen nach Britannia, aber auch mit Drohungen für den Fall, daß seine Bitte um die Hand der Ursula für seinen Sohn nicht erfüllt werden sollte.

Die Abgesandten des Fürsten der Heiden trugen ihr Anliegen dem Könige Deonotus vor. Ihm aber schien es unwürdig, seine Tochter, welche dem himmlischen Bräutigam verlobt war, aus dessen Armen zu reißen und einer nicht nur irdischen, sondern sogar heidnischen Ehe unterwürfig zu machen. Doch war er nicht mächtig genug, den Heiden zu trotzen. Deshalb sah er im Geiste schon voraus sein Land verwüstet, die Tempel entweihet, seine Krieger niedergemetzelt und die gläubigen Frauen und Jungfrauen in der Gefangenschaft der Ungläubigen.

Ursulen ging das Leid des frommen Königes ihres Herrn Vaters sehr zu Herzen. Wie einst die heilige Judith und Esther, so lag auch sie für die Befreiung ihres Vaterlandes in Fasten und Beten auf den Knieen, auf daß sie die Worte ihres himmlischen Bräutigams vernähme, mit welchem sie schon längst eine einzige Seele geworden war.

Endlich sank sie ermattet in einen Schlummer. Da erleuchtete sie Gott durch ein Gesicht, zeigte ihr im voraus den ferneren Gang ihres Lebens, die Palme des Märtyrertodes und die Zahl ihrer Genossen, was Alles durch den endlichen Ausgang zuletzt bestätigt ist.

Zuletzt dämmerte der Morgen. Da kam sie zu ihrem trauernden Herrn Vater mit Freude strahlendem Antlitze und sprach: „Wirf Dein Anliegen auf den Herrn, er wird es wohl machen. Er wird Dich versorgen und wird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen. Achte meine Worte für weiser als meine Jahre. Denn der Herr hat durch ein Gesicht mir kund gethan, daß Du im Einvernehmen mit dem Jünglinge, der mein begehrt, zehn Jungfrauen, durch Adel und Schönheit ausgezeichnet, erlesest und einer jeglichen und mir je tausend, elf Schiffe rüstest und drei Jahre Zeit gönnest, nach deren Verlaufe geschehe, was des Herren Wille ist.“

Darüber war der König hoch erfreut. Er ließ die Boten herbeikommen

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/212&oldid=- (Version vom 1.8.2018)