hatten und reich an Gütern waren, lag allerdings auf der Hand; aber dies war ja eben der Grund, weswegen man sie überall aus dem Lande jagte oder gar hinrichtete. Kein Wunder daher, daß alle zwölf Tempelherren auch nach dieser Aufforderung ihren Orden zu verlassen, ihm treu blieben.
Gegen einen Heereshaufen wie dieser hätten sich die Tempelherren nun allerdings nicht lange halten können, wenn die Mainzer hätten damit anfangen dürfen, die Burg Lahneck in Brand zu stecken; aber sie hatten im Gegenteile die Weisung empfangen, die Burg so viel als möglich zu schonen. Es blieb daher den Soldaten des Erzbischofs nichts übrig, als mit den zwölf Tempelherren, unter denen sich sogar einige Grauköpfe befanden, so lange zu kämpfen, bis sie ermattet zusammensinken würden.
Als die Nacht hereinbrach, blies ein furchtbarer Sturmwind vom Rheine herauf, welchen der Schlachtruf der Mainzer nicht zu übertönen vermochte. Die Tempelherren aber nickten sich einander zu, und ihr Nicken allein schon enthielt das erneuerte Gelöbnis, zu kämpfen bis in den Tod. So kämpften sie denn auch die ganze Nacht hindurch, und beim hereinbrechenden Morgen schwang nur noch einer von ihnen das Schwert. Der ritterliche Anführer der Mainzer Truppen wandte sich jetzt von neuem an den letzten Tempelherrn und forderte ihn nochmals auf, sich zu ergeben. – Höhnisch verweigerte er die Annahme, weil er nicht glaubte, daß man das halten werde, was man ihm verspräche.
Erbittert durch die Herausforderung des einzelnen Mannes hieben die Mainzer Soldaten mit Macht auf ihn ein. Mit diesem einen Manne wurde noch gekämpft, als auf schaumbedeckten Rosse ein Bote des Erzbischofs heransprengte und verkündigte, der Kaiser selbst habe befohlen allen zwölf Tempelherren das Leben zu schenken.
„Mein Leben ist ein elendes Geschenk für mich, seit meine elf Brüder tot sind!“ rief der letzte Tempelherr aus. Von der Burgmauer herunter sprang er mitten unter die Mainzer Soldaten, schlug nach allen Seiten gewaltig um sich und empfing auch sogleich den Todesstoß. Auf dem Burghofe zu Lahneck liegen alle zwölf Tempelherren begraben.
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)