Nördlich von Oberwesel liegt St. Goar und St. Goarshausen. St. Goar ist von Freiligrath in dem Gedichte „ein Flecken am Rhein“ beschrieben worden.
Welch ein prächtig Nest! ruft Freiligrath aus; wie schlank ist sein Mauerturm, wie schartig seine Burg und wie seltsam sind seine Thore mit Moos bewachsen. Wenn irgendwo am Rhein, so wohnt hier noch die Romantik im schlichten Nonnenkleide. Zitternd birgt sich die wunderbare Frau in kleinen, morschen Uferfesten. Sie kniet am Altare in den öden Kirchen, den sie in der Erinnerung an eine vergangene frömmere Zeit mit brünstigem Weinen umklammert hat. Durch die düstern Bogen des Kreuzganges schaut ein rankiges und verwildertes Gärtlein. Leise zittern die wolkigen Schatten seiner wilden Gebüsche an dem alten Gemäuer. Stellt sich schon die Stadt St. Goar so poetisch dar, so regt die nahe Lorelei noch seltsamere Träume in uns an.
Den Namen Lorelei oder Lurlei führt zunächst ein Felsen im Süden von Goarshausen.
Er steigt senkrecht aus dem Rheine auf, hat ein berühmtes Echo und ist den Schiffern gefährlich.
Lei heißt eigentlich der Fels.
Die Sage hat diesen aus dem Rheine aufsteigenden Felsen zum
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)