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vielleicht zwischen den beiden mit Namen aufgeführten, wohnte, anfänglich von seinem Vorsatze abzubringen. Allein die Frömmigkeit, welche sie im Herzen trug, erlaubte ihr nicht, ihrem Verlobten gegenüber bei dem Wunsche, daß er das Rheinland und das Wisperthal nicht verlassen möge, lange zu beharren. Ja, sie lobte endlich seinen Entschluß und flehte mit ihren Eltern Gottes Segen herab für seine Reise nach dem gelobten Lande wie für den ganzen Kreuzzug, den der heilige Bernhard von Clairvaux gepredigt hatte. Nun bestieg der Ritter von Lorch sein Schlachtroß und vereinigte sich mit dem Heere der Kreuzfahrer, dessen Geschick er voller Gottergebenheit zu teilen gedachte.

Auch auf seinem väterlichen Schlosse Lorch hatte der Ritter nur seine kraftlosen alten Eltern zurückgelassen. Es war daher niemand mehr im Wisperthale, der zu jener Zeit dort Recht und Ordnung hätte aufrecht erhalten und die Unschuld beschützen können. Die guten Ritter hatten das Land verlassen und nur der verrufene Ritter vom Rheinberge war im Wisperthale geblieben. Auch er hatte sich einst um die Jungfrau beworben, welche nun Gilgens Braut war. Zwar wußte ihr Vater damals noch nicht, daß sie die Liebe zu Gilgen im Herzen trug. Allein es gingen üble Gerüchte im Wisperthale um, als hätte bei Nacht der Ritter von Rheinberg dann und wann den Reisenden aufgelauert, um sie zu berauben. Bald darauf hatte Gilgen um die Hand der Jungfrau angehalten, die ihm auch nicht verweigert worden war.

Als nun der Junker Gilgen das Wisperthal verlassen hatte, legte sich der Ritter von Rheinberg auch bei Tage an den Weg, um die Kaufleute zu berauben. Er trat offen als Schnapphahn auf. Seine Burg aber war zu einem Raubnest wie geschaffen, denn sie lag auf einem steilen Berge, welchen niemand zu erklimmen vermochte, um ihm die Beute wieder abzujagen.

Dem Junker Gilgen war es zwar nicht bekannt, daß seine Braut auch von diesem Raubritter geliebt wurde. Er lag nun mit dem Kreuzheere an der Küste im Lager und wartete mit ihm auf die Abfahrt aus dem nahen Hafen. Da erwachte in ihm eine so lebhafte Sehnsucht nach der verlassenen Braut, daß er dies Verlangen selbst für sündlich hielt. Dennoch widerstand er der Sehnsucht nicht. Er sattelte sein Roß, entfernte

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/111&oldid=- (Version vom 1.8.2018)