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Gott belohnen und zwar in Ewigkeit. Die Spanne der Zeit ist zu kurz für grenzenlose Vergeltung. Und so hat auch der Ewige unsern heiligen Mann für alle Zeiten begnadigt und ihm die höchste Seligkeit gewährt, nämlich anderen, wie er schon hienieden im Leben gethan, auch von oben herab für und für hülfreich zu sein.

Wir dürfen ihn daher in jedem Sinne als ein Muster betrachten, an welchem wir die Stufen unseres geistlichen Wachstums abmessen. Habt ihr nun in traurigen Tagen euch an ihn gewendet, und glückliche erlebt durch göttliche Huld, so beseitiget allen Übermut und anmaßliches Hochfahren; aber fragt euch demütig und wolgemut: haben wir denn seine Eigenschaften vor Augen gehabt? haben wir uns beeifert ihm nachzustreben?

Ergaben wir uns zur schrecklichsten Zeit, unter kaum erträglichen Lasten, in den Willen Gottes? Unterdrückten ein aufkeimendes Murren? Lebten wir einer getrosten Hoffnung, um zu verdienen, daß sie uns nun so unerwartet als gnädig gewährt sei? Haben wir in den gräßlichsten Tagen pestartig wütender Krankheiten nicht nur gebetet und um Rettung gefleht? Haben wir den Unserigen näher oder entfernter Verwandten und Bekannten, ja Fremden und Widersachern in dieser Not beigestanden um Gottes und des Heiligen willen unser Leben dran gewagt? Könnt ihr nun diese Fragen im stillen Herzen mit Ja beantworten, wie gewiß die meisten unter euch redlich vermögen, so bringt ihr ein löbliches Zeugnis mit nach Hause.

Dürft ihr sodann, wie ich nicht zweifle, noch hinzufügen: wir haben bei allem diesen an keinen irdischen Vorteil gedacht, sondern wir begnügten uns an der gottgefälligen That selbst, so könnt ihr euch um desto mehr erfreuen, keine Fehlbitte gethan zu haben und dem Fürbittenden ähnlicher geworden zu sein. Wachset und nehmet zu an diesen geistlichen Eigenschaften auch in guten Tagen, damit ihr zu schlimmer Zeit, wie sie oft unversehens hereinbricht, euch zu Gott durch seinen Heiligen mit Gelübde und Gebet wenden dürfet. Und so betrachtet auch künftig die wiederholten Wallfahrten hieher als erneute Erinnerungen, daß ihr dem Höchsten kein größeres Dankopfer darbringen könnt, als ein Herz gebessert und an geistlichen Gaben bereichert.“

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)