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Darum ging er so mit dem Eselssalat in die Stadt und rief: „Wer kauft Salat mitten im Winter? Wer kauft von dem schönen Salat?“ Da kam zuerst die Zauberin, von deren Schuld der Jüngling gar nicht einmal etwas wußte, gesprungen, denn sie war am lüsternsten in der ganzen Stadt, und sprach: „So schönen Salat kann ich sogleich roh kosten,“ kostete ein Blatt und war in einen Esel verwandelt. Da belud er sie mit dem Salat und trieb weiter bis vor’s Wirthshaus. Die eine Wirthstochter hatte an diesem Morgen fünfzig Thaler unter ihrem Kopfkissen gefunden und beide hatten den ganzen Morgen mit ihrer Mutter den Ring gedreht, daß immerfort lauter Ducaten herausfielen. Auch diese drei Frauen kamen gesprungen, kauften von dem schönen Salat, bereiteten ihn und aßen ihn als etwas gar Kostbares, zumal weil es mitten im Winter war. Während der Mahlzeit wurden sie in Esel verwandelt, der Jüngling aber gab sich ihnen zu erkennen, nahm ihre Schätze und belud sie damit, band sie an den andern Esel und trieb mit den vier Eseln davon.

Die beiden Alten verlieh er an einen Müller, der ließ sie hungern und prügelte sie dabei so viel, daß sie nach einiger Zeit starben. Als der Jüngling das hörte, jammerte es ihn der beiden Jungfrauen, die er selbst bei sich behalten hatte. Er belud sie aber mit schweren Säcken und sagte: „Jetzt sollt Ihr zum Müller, der wieder ein paar Esel nöthig hat.“ Da gingen sie traurig und langsam vor ihm her, er aber trieb sie immerfort an, denn er hatte es gar anders mit ihnen im Sinn, sie gingen auch nicht den Mühlweg, sondern den Weg nach dem Sommerland, und des Jünglings Herz war

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/88&oldid=- (Version vom 1.8.2018)