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nun wohl merkte, daß der gar kostbar war, so trug er ihn zu einem alten Juden in die Stadt, der aber war ein ehrlicher Mann und sagte: Den Stein könne Niemand mit Gelde bezahlen, auch Kaiser und König nicht, darum solle er ihn dem Kaiser zum Geschenk machen und von dem Gegengeschenk des Kaisers werde er gewiß sein Leben lang Brod haben. Der Husar that wie ihm geheißen war, der Kaiser aber hatte gerade eine Herzogsstelle offen, die gab er ihm zur Belohnung, doch stellte er die Bedingung, daß der Herzog nie mit sechs Pferden fahren und daß seine Rosse auch niemals an ledernen Riemen, sondern nur an Stricken ziehen dürften, denn daß er mit Sechsen an ledernen Riemen fuhr, wollte er selbst sich allein vorbehalten.

Was hatte der Husar, der nun ein mächtiger Herzog geworden war, zu thun? Er ließ sich zwölf Stück lebendiger Hirsche fangen und spannte sie vor seinen Wagen, fuhr also von Stund an mit Zwölfen, aber nicht mit Rossen, sondern mit Hirschen, und nicht an Stricken, sondern an ledernen Riemen. Da bot der Kaiser all seine Häscher auf, sie sollten den Herzog auf frischer That ertappen und den Hirschwagen fangen, allein wo sie ihn erblickten, war er ihnen auch schon aus den Augen gestoben wie der Wind. Da sann der König, was zu thun sei und bot die Bauern zu einem großen Treibjagen auf und sollten alles Wild aus dem ganzen Lande zusammentreiben vor das Königsschloß, und wenn es dort vorüberkäme, sollten seine Jäger es erschießen. Er meinte aber, daß auch der Wagen mit den zwölf Hirschen da vorbeifliegen würde und daß die Hirsche dort todtgeschossen werden sollten.

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/62&oldid=- (Version vom 1.8.2018)