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Kaum war die Königstochter in der vierten Nacht aus dem kostbaren Sarge aufgestanden, als sich der Rekrut auch schon an ihre Stelle legte. Da rief die Königstochter eine ganze Stunde lang mit dumpfer Stimme:

Wache, Wache, Ronde raus!
Wache, Wache, Ronde raus!

und dabei wandelte sie mit langsamem Geisterschritt durch die Kirche. Aber der Rekrut ließ sich durch ihren Ruf nicht verleiten, aus dem kostbaren Sarge heraus zu steigen oder zu antworten. Als es nun zwölf schlug und die Stunde herum war, kam sie vor ihren kostbaren Sarg und rief: „Laß mich in meinen Sarg! Laß mich in meinen Sarg!“ Der Rekrut antwortete nicht. Immer flehentlicher bat die Königstochter: „Laß mich in meinen Sarg! Laß mich in meinen Sarg!“ aber der Rekrut ließ sich nicht zum Reden verleiten. Endlich sprach die Königstochter zum Rekruten: „Wenn Du mich in meinen Sarg läßt, so sollst Du mein Gemahl werden!“ Als sie das gesagt hatte, stand der Rekrut auf, küßte die Königstochter und von Stund an war sie wieder lebendig und frisch und gesund. Sie führte aber den Rekruten zu ihrem Vater und der stellte auch sogleich die Hochzeit an.


12. Der Husar und der Hirschwagen.

Ein Husar, welcher ausgedient hatte, kam nach Hause, begann daheim wieder auf dem Felde zu ackern und fand beim Pflügen einen blanken Stein. Weil er

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/61&oldid=- (Version vom 1.8.2018)