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ein dicker Lork und spie Feuer gegen ihn aus. Den spießte er mit seinem Degen und da drang das Wasser mit aller Kraft hinter dem Lork hervor und brauste ordentlich auf und stieg so rasch und hoch empor, daß der jüngste Bruder kaum schnell genug aus dem Brunnen kommen konnte. Als er heraus war, wurde er von dem König und dem ganzen Hofgesinde mit Jubel aufgenommen, und der König hielt Wort und gab ihm die Krone und das ganze Reich. Der junge König aber sprach abermals: „Dank ist der Welt Lohn.“ Er selbst aber blieb mildthätig wie er bisher gewesen war, und erbaute neben dem Königshofe, auf dem er mit dem alten Könige zusammen wohnte, eine große Herberge für arme Reisende, die durch sein Reich zogen, und dies Haus und die Herberge besuchte er alle Tage und sprach gar freundlich und leutselig mit den Armen, die dort auf seine Kosten verpflegt wurden. Eines Tages aber begab es sich, daß er seinen Bruder unter den armen Reisenden sitzen sah, der war ganz zerlumpt, denn er hatte in der Welt sein eigenes Erbtheil und dazu alles Hab und Gut, was er seinem Bruder abgewonnen hatte, verloren. Wie nun der älteste Bruder sich an der warmen Suppe erquickte, die ihm in der Herberge gereicht wurde, setzte der König sich zu ihm und fragte ihn aus, woher er sei und ob er noch Geschwister habe. Da antwortete der: Er habe nur einen Bruder gehabt, der aber sei gewiß längst todt. Darauf hieß der König ihn mitgehen auf sein Zimmer, und gab sich zu erkennen; sogleich aber fiel der älteste Bruder vor ihm nieder auf sein Angesicht und bat um Gnade. Da begnadigte ihn der junge König, und gestattete ihm, daß er bei ihm auf dem Königshofe bliebe,

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/22&oldid=- (Version vom 1.8.2018)