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50. Die Massachte.

Es war einmal ein Mann, der reiste zur Messe, da sagte seine Frau, er solle ihr eine Massachte mitbringen, wußte aber selbst nicht, was das war, meinte nur, das müßte etwas außerordentlich Schönes und Kostbares sein. Der Mann antwortete, wenn er eine finden könne, wolle er sie mitbringen. Er ging nun wohl auf der ganzen Messe herum, fand aber keine Massachte. Auf der Heimreise begegnete er dem Fellschlächter oder Schinder, der hatte eine Kuhhaut auf der Schinderkarre und zu ihm sagte er: die Kuhhaut fiele ja fast von der Karre herab, wie es denn auch der Fall war, denn sie schleppte schon ganz auf der Erde.

Das mag sachte,“ sagte der Schinder, der nicht auf die Haut geachtet hatte. Er meinte damit: das mag wohl sein, und wollte sie wieder ordentlich hinlegen. Da antwortete der Mann, der das unrecht verstanden hatte: „So ist’s ein Massachte? Laßt mir die.“ Es wurde also ein Handel geschlossen über die abgezogene Kuhhaut und der Mann erhielt sie für dreißig Thaler. Er wickelte sie zusammen und ging damit nach Haus. Die Frau kam ihm schon vor dem Hause entgegen und sagte, ob er ihr denn wohl eine Massachte mitgebracht habe. Das bejate er und gab ihr die Kuhhaut.

Weil die Frau so hoffärtig war und sich vorgenommen hatte, nicht ohne Massachte zur Kirche zu gehen, so war sie schon lange nicht in der Kirche gewesen und wußte nun gar nicht mehr, wie es dort herging. Den nächsten Sonntag aber hing sie ihre Kuhhaut um und die Hörner standen ihr am Gesichte

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/200&oldid=- (Version vom 1.8.2018)