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Tischler zählte jedem Räuber drei, der Schuhmacher jedem zwei und der Schneider jedem einen guten Groschen hin und auch vor jedem Handwerksburschen verneigten sich nach einander alle zwölf Räuber. Es hatte aber der Scharfrichter mit ihnen ausgemacht, daß sie nicht eher nach dem Gelde greifen dürften, bis jeder von allen sein Geld zugetheilt erhalten hätte; alsdann wolle er zählen und sobald er drei sage, solle jeder zufassen.

Als der Scharfrichter eins sagte, hoben alle zwölf Räuber die Hände auf und als er zwei sagte, krallten sie dieselben begierig zusammen; als er drei sagte, faßte jeder zu, allein da hatte sie in demselben Augenblicke der Scharfrichter alle zwölf an den Tisch festgebannt. Da mußte der flinke Schneider zur Stadt laufen und Soldaten holen. Da wurden die Räuber alle gerädert; die Handwerksburschen aber erhielten das Geld, welches die Räuber gesammelt hatten und waren zeitlebens glücklich.


35. Der Fleischerknecht.

Vor einem Walde stand ein Wirthshaus, darin kehrte einst ein Fleischerknecht ein. Er hatte seine Geldkatze umgeschnallt, trug zu seiner Sicherheit ein Schlachtbeil bei sich und wollte über Land, Ochsen einzukaufen. In der Gaststube redete ihn alsobald ein riesenstarker Mann mit einem Schwert an der Seite an, sagte auch, daß in dem Walde viele Räuber seien. Darum gingen sie zuletzt mit einander, denn der Starke sagte, daß er

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/160&oldid=- (Version vom 1.8.2018)