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nach die Teller der dreizehn Gesellen und des Meisters sogleich einmal mit Speisen vollfüllte. Da schlich Johannes der Bär sich vor den Übrigen in die Stube, als die Meisterin wieder herausgegangen war, setzte sich an den Tisch und aß alle vierzehn mit Speisen bis an den Rand gefüllte Teller aus und dann auch noch drei Kümpen, welche zum Nachfüllen voller Speise dastanden. Danach suchte er auf gute Art wieder aus der Stube zu kommen. Er hatte aber die Teller und Kümpen so rein ausgeputzt, daß sie aussahen, als wären sie ausgewaschen.

Jetzt rief die Meisterin die Gesellen zum Essen aus der Werkstelle, da ging Johannes der Bär auch wieder mit herein und alle dreizehn Gesellen traten hin und wuschen sich und da kam der Meister auch herein, sah nach dem Tische und wurde gewahr, daß nichts zu essen darauf stand. Darüber schalt er mit seiner Frau, die Gesellen aber überführten Johannes den Bär, daß er vor ihnen in die Stube gegangen war, und er gestand ein, daß er Alles ausgegessen hatte. Darauf sprach der Meister zu Johannes den Bär: „Höre einmal, Gesell, Du bist kein Kraut für mich, denn ich kann das Eisen für all Deine Arbeiten nicht aufbringen und habe auch nicht Absatz genug dafür. Blos als Katze Dich aber im Hause zu behalten zum Topfauslecken, dazu ist Dein Magen mir auch zu groß; Du wärst ja im Stande, einen ganzen Backofen voll frischer Semmeln auszulecken, als ob’s ein Tassenkopf mit Rahm wäre. Also zieh nur getrost wieder in die Fremde, denn ich kann Dich nicht länger behalten.“ Damit mußte Johannes der Bär abziehen und schwenkte wieder seinen Eisenstab als Spazierstock in der Luft.

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1854, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Maerchen_fuer_die_Jugend.pdf/131&oldid=- (Version vom 1.8.2018)