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Rehe, ihr Häschen, ihr Kaninchen, ihr Finken, ihr Drosseln, habt ihr auch wol einen Paß? he? he?“

Da erschraken die Thiere alle, denn keines von ihnen hatte einen Paß. Die Polizei aber wurde sehr böse und sagte: die Thiere, welche sich nicht legitimiren könnten, sollen Alle geschlachtet werden.

Da fingen die Thiere alle an zu weinen. Die Vögel aber sagten: sie seien hier schon so viele Jahre zur Messe hergekommen und hätten niemals einen Paß gebraucht. Das sei eine neue Manier, daß ein Vogel einen Paß haben solle, rief ein alter Reiher aus, und die Rohrsperlinge fingen an furchtbar auf die Polizei zu schimpfen.

Weil nun die Vögel sich darauf berufen konnten, daß sie schon sehr oft in Braunschweig gewesen waren und niemals einen Paß gebraucht hatten, so ließ man sie auch wieder fliegen, und sie machten, daß sie so schnell als möglich wieder nach dem Harzgebirge kamen. Die andern Thiere aber wurden unerbittlich geschlachtet, und die Kinder, welche in diesen Tagen über den Wildmarkt in Braunschweig gingen, freuten sich über das viele schöne Wild, das dort zum Verkaufe aushing; noch mehr aber freuten sie sich, wenn sie es des Mittags bei Tische gebraten vor sich sahen.


81. Weihnachtsmärchen.


Das Weihnachtsfest war nahe herangekommen und aus dem Walde gingen viele Tannen in die Hauptstadt des Landes bei dem schlechten Wege immer durch Dick und Dünn. Wenn Jemand sie fragte: wo wollt ihr Tannen

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_252.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)