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Glase in die Laube im Garten eines Wirthshauses, welches dicht am Fuße hoher bewaldeter Berge liegt. Hier trank er tüchtig und hatte seine Freude an den bunten Vögeln auf den Bäumen, und an den Häschen, die hin und wieder durch den Zaun in den Kohl des Wirths schlüpften.

Dies benutzten die klugen Geschöpfe und brachten ihn durch ihr einschmeichelndes Wesen endlich zu dem Versprechen, daß er einmal einen Extrazug für die Thiere aus dem Harzwalde zur braunschweiger Messe veranstalten wolle.

An einem Sonntagmorgen stand er sehr zeitig auf in Braunschweig, schob die Locomotive aus dem Schuppen und hing eine Reihe von Thierwagen daran. In aller Frühe fuhr er ab, sodaß er hoffen konnte, schon zu rechter Zeit wieder zurück in Braunschweig zu sein, wenn der erste Zug für die Menschen abgehen mußte.

Auf den Wiesen und an den Bäumen glitzerte der Thau, und der erste Sonnenstrahl drang eben durchs Gebüsch, als die Locomotive im Felde am Fuße des Harzwaldes hielt. Das Wild und die Vögel waren noch nicht einmal alle wach, sie sprangen aber nun rasch auf aus Klee und Gebüsch und freuten sich über den schönen Sonntag-Morgen, auf den ihre Reise nach Braunschweig fiel.

Nun hättet ihr sehen sollen, wie die Hirsche und Rehe und alle die verschiedenen Vögel auf dem Dampfwagen Platz nahmen.

Aus dem Walde und aus den Feldern kamen sie herbei, die Hirsche sprangen, die Häschen kletterten, die Vögel flatterten herein. Die Locomotive pfiff, und es dauerte nicht lange, so waren sie Alle in Braunschweig.

Auf dem Bahnhofe in Braunschweig aber erging es ihnen schlecht, denn dort stand die Polizei und fragte: „Habt ihr auch wol einen Paß? he? he? Ihr Hirsche, ihr

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_251.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)