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28. Das Reh, die Löwin und der Bär.


Ein Schmied hatte drei Söhne, die dienten dem Könige. Von ihnen war Einer sehr stark, muthig und wild. Wie der einmal im Vorzimmer des Königs während der Nacht Wache stand, kamen Löwin und Bär; sie klopften an die Wand, zogen einen Tisch hervor und die Löwin sprach: Tischlein decke dich für zwei Mann. Da standen die schönsten Speisen auf dem Tische und Löwin und Bär fraßen sich satt. Dann schoben sie den Tisch wieder in die Wand und verschwanden. Hierauf kam ein Reh, das klopfte auch an die Wand, nahm den Tisch heraus, und als das Reh gefressen hatte, stellte es den Tisch wieder in die Wand. Da nimmt der Soldat auch den Tisch heraus, indem er an die Wand klopft, und sowie er heraus ist, heißt er das Tischlein sich decken, und nachdem er gegessen hat, läuft er damit fort. Er kam aber zu einem Einsiedler und bat ihn um ein Nachtlager. Das wurde ihm gewährt, und der Soldat setzte den Tisch in die Stube und sprach: Tischlein decke dich für zwei Mann. Da standen Wein und Speisen vollauf auf dem Tische, und der Schmiedssohn aß sich mit dem Einsiedler satt. Am andern Morgen, als er aufbrechen will, sagt der Einsiedler zu ihm: „Wollen wir nicht tauschen? Ich habe hier eine alte Holster[1], wenn ich zu der sage: Dreißigtausend Mann Soldaten heraus, immer heraus, so marschiren dreißigtausend Mann Soldaten mit Gewehr und Gepäck heraus. Ich kann aber von der Holster hier in meiner Einsamkeit keinen Gebrauch machen, und das Tischlein


  1. Jagdtasche.
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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_089.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)