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ihm schreiben, daß er sich den Durst mit Wein stillen soll.“ Da legte sich der Bauer mit Petrus ins Bett, und der Apostel Paulus schrieb an die Korinther und an den Timotheus. Am andern Morgen aber sagten die Apostel zu dem Bäuerlein, daß es sich eine Gnade ausbitten sollte. Da sagte es: es hätte nichts in seinem ganzen Vermögen als einen Birnbaum und von dem würden ihm so oft Birnen gestohlen. Da hätte es nun den sehnlichen Wunsch, daß Niemand, der auf den Baum heraufstiege, ohne seine besondere Erlaubniß wieder herunter könnte.

Du wünschest sehr mäßig, sprachen die Apostel, und deine Bitte soll erfüllt werden. Darauf gingen sie ihres Weges.

Es dauerte aber nicht lange, da saß einmal des Morgens der reiche Geizhals, der dem Bauer gegenüber wohnte, auf dem Birnbaume. Der hatte wollen in der Nacht dem Armen Birnen stehlen und schrie gewaltig, als er sah, daß er von dem Baume nicht wieder herunter konnte. Elend aber klatschte vor Freuden in die Hände, als er seinen reichen Nachbar auf dem Birnbaume erblickte, und rief alle Nachbarn herbei, daß sie ihn dort sitzen sähen. Endlich versprach der reiche Geizhals, daß er ihm jeden Sonntag Mittag durch seine Schwester ein Huhn im Topfe schicken wolle. Da klatschte der Bauer Elend von neuem in die Hände, und ließ den Geizhals sogleich vom Birnbaume herunter. Von dieser Zeit an hat der Bauer auch richtig jeden Sonntag sein Huhn im Topfe gehabt, solange seine Schwester und der reiche Geizhals lebten.

Die waren aber Beide schon gestorben, als eines Tages auch zu Elend der Tod kam. Das Bäuerlein war jetzt schon ganz zusammengekrümmt, wie nun so ein Bäuerlein auf seine alten Tage eben ist. So saß der Elend auf der Bank vor seinem Hause, und als der Tod erschien, war er ganz

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_062.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)