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ihres wahren Erlösers eine von den Schüsseln, die auf der Königstafel standen, in das Tuch und damit kehrt der Hund in den Gasthof zurück. Der König, welcher sah, wie seine Tochter dem Hunde die Speise übergab, hieß seinen treuesten Diener ihm nachfolgen. Der fand den Glücksvogel im Wirthshause, wie er eben mit seinem Bruder sich an den Tisch setzte, um die Speise von Königs-Tafel zu verzehren. Da erfuhr der treue Diener des Königs von dem Glücksvogel Alles und sah auch die sieben rechten Drachenzungen. Nun ward der Glücksvogel mit seinem Bruder in der Kutsche nach dem Königshofe gebracht, die Prinzessin bekannte, daß er ihr wahrer Erlöser sei, und er mußte über den falschen Erlöser das Urtheil sprechen. Der ward in eine mit Nägeln beschlagene Tonne gesteckt und die Tonne wurde den Berg heruntergerollt.

Der Glücksvogel freite jetzt die Prinzessin und der Alte erkannte ihn als König an.

Nun aber hört, was sich mit dem Pechvogel noch begeben hat. Der Glücksvogel ging, seit er König war, wie andere Könige auch thun, tagtäglich auf die Jagd, um sein Leben zu genießen; der Pechvogel aber saß unterdessen zu Hause im Palaste bei der schönen Königin. Da kamen dem Glücksvogel auf der Jagd einmal Gedanken, was wol der Pechvogel daheim immer bei seiner Frau zu thun habe. Ein König ist auch nur ein Mensch, und darum achtete der Glücksvogel des schönen Hirsches nicht, der sich eben auf Schußweite ihm näherte, sondern ritt heim zu seiner Frau, und da fand er den Pechvogel, wie er vor ihr saß und sie anschaute. Da wurde er eifersüchtig und in der Eifersucht fühlte er sich so recht als König, zog sein Schwert und hieb den Pechvogel in Stücken.

Nun betheuerte aber die Königin ihrem Gemahl ihre und seines Bruders Unschuld. Niemals habe dieser Ungebührliches

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Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen. Leipzig 1853, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Kinder-_und_Volksmaerchen_023.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)