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„Als ich anfing, älter zu werden, begann ich für ihn wunderbare Stickereien zu verfertigen. Dadurch gab ich mich mit meinen nunmehrigen Kräften ihm hin, wie in den Zeiten meiner blühenden Jugend auf andere Weise.

Ich sagte zu meinen Nachfolgerinnen: „Gebt nur acht, mit euren zarten nackten Füssen, auf seinen Bett-Teppich. Denn ich habe ihn in Tränen gestickt – – –.““


* * *


Zu allem, zu allem gehört Seele. Und selbst ein Hemdknöpfchen wird besser halten, wenn es mit Seele angenäht ist – – –.


* * *


Es gibt Tiere, die die Gefangenschaft nicht vertragen und trotz „sorgfältigster Pflege“ eingehen. Nur Tiere?!?


* * *


Wenn meine wunderbare vergötterte Mama abends ins Theater, in Gesellschaft ging, empfand ich als Kind einen Schmerz, der gerade so schrecklich war wie die späteren Eifersuchtsqualen des Erwachsenen. Die zehrende Not!

„Kannst du mir das antun, kannst du mir das, das antun?!? Du, du, die ich so märchenhaft lieb habe?!? Kannst du zu anderen Menschen gehn?!?“

Ja, sie konnte es. Sie konnte es ganz leicht und einfach.

Empfohlene Zitierweise:
Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/177&oldid=- (Version vom 1.8.2018)