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Haselstauden und Schilf. Ihre nackten Arme waren unbeschreiblich schön und das Antlitz mit den runden Augen und der breiten Stumpfnase das einer Wassernixe.

Wenn er sie am Lande traf, war sie das armselige Bürgermädchen.

Da sagte er verlegen: „Wie geht’s, Annerl?!?“

Um 4 Uhr nachmittags aber hing sich jeden Tag die süsse Wassernixe in weissem Trikot mit nackten Armen an sein Boot an. Er sprach nie ein Wort mit ihr, berührte hie und da zärtlichst ihre süssen nassen kalten Hände an dem Bootrande.

Wenn er sie am Lande traf, war sie das armselige Bürgermädchen.

Da sagte er verlegen: „Wie geht’s, Annerl?!?“


* * *


Kindermädchen.

Kindermädchen, blondes Kindermädchen,

tagaus, tagein, gleichmütig-heiteren Sinnes, erfüllst du deine Pflicht.

Die jungen Herren vom Hause blicken dich an, blicken dir nach – – –.

Der fremde Gast bewundert deinen edlen weissen Hals – – –.

So schöpfst du leicht das Obers ab des Lebens

in der Familie, welche schwerer lebt!

Und irgendwo, in weiter Ferne ist

stets noch ein „Bräutigam“ in Sicht.

„Er wird mich heiraten, bis – – –.“

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Peter Altenberg: Pròdromos. Berlin 1906, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Prodromos_(Altenberg).djvu/134&oldid=- (Version vom 1.8.2018)