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Abdruck nachbildete[1], sei es, daß er eigens zu dem Zwecke Stempel anfertigte, die zumeist auf Grund echter Siegel, in einzelnen Fällen auch ohne Vorlage hergestellt, frei erfunden worden sind.

Verhältnismäßig häufig ist es vorgekommen, daß der Fälscher, um ein echtes Siegel für sein Falsifikat zu erlangen, echte Urkunden durch Rasur oder Abschaben der Schrift, selten unter Belassung von Monogramm, Rekognition oder Echatokoll, gänzlich vernichtet und die so hergerichteten Pergamentblätter beschrieben hat[2]. Dabei kam es ihm auch gar


St. 1046B (II, Taf. 53, 7) und St. 1057 Otto III. (II, Taf. 54, 1–3). Nachzeichnungen mit echtem Siegel Ottos II. Vgl. S. 107. 108. 224f.

St. 1093. Otto III. Unecht aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts. Die Stücke des abgefallenen Siegels entsprechen St. 3 (I, Taf. 9, 5). Aber auch wenn sie Bruchstücke eines echten Siegels zu sein scheinen, so ist die frühere Befestigung desselben an der Urkunde zweifellos eine künstliche gewesen, mithin nur ein Verdachtsgrund mehr. Kehr a. O. 281. S. 108.

St. 1347 (IV, Taf. 78, 7–10) Heinrich II. Neuausfertigung (?) von St. 1346 geschrieben von E A, unter Einschiebung eines Zusatzes, durch den die in Otto III. (St. 1109) dem Kloster bewilligte Schenkung von Brüggen noch ausdrücklich bestätigt wird. Wann die um dieses Zusatzes willen erfolgte Neuausfertigung (?) geschrieben ist, wissen wir nicht. Nur läßt sich annehmen, daß sie vor April 1004 geschrieben ist, da E A später nicht mehr als Ingrossist nachweisbar ist. Zur Ausfertigung wurde die Bleibulle (I, Taf. 11, 4 = IV, Taf. 78, 7. 8) benutzt, die man abformte, wie das daraus hervorgeht, daß aus dem schlecht geprägten R in GRATIA von St. 1346 GATIA in St. 1347 wurde. S. 109.

St. 1802 (II, Taf. 38, 3). Heinrich II. Nachzeichnung 12. Jahrhundert mit nachgeahmtem Siegel. Vgl. S. 110. 227.

St. 1901 (II, Taf. 38, 6). Konrad II. Nachzeichnung c. 1116 und St. 2079 (II, Taf. 38, 7). Nachzeichnung 12. Jahrhundert. Siegel Nachahmung von Konrad II. 1 (I, Taf. 12, 1). S. 111.

St. 2026 (II, Taf. 38, 7) Konrad II. Nachzeichnung 12. Jahrhundert. Inwieweit die Nachzeichnung als Fälschung anzusehen ist, läßt sich nicht feststellen. Das Siegel dürfte sicherlich gefälscht sein. S. 111.

St. 2100. Nachzeichnung eines verlorenen Diploms Konrads II. 12. Jahrhundert. Die Urkunde war besiegelt, aber kaum mit einem echten Siegel Konrads versehen. Vgl. S. 111.

St. 2771 (II, Taf. 56, 2). Heinrich IV. Nachzeichnung von St. 2772, mit echtem Siegel Heinrichs II. 4 (I, Taf. 16, 4). S. 115.

St. 3085 (II, Taf. 56, 3). Heinrich V. Nachzeichnung mit gefälschtem Inhalt und echtem Siegel. Vgl. S. 116. 225.

  1. Vgl. S. 228.
  2. MR 161 (157) Karl der Große reskribiert erste Hälfte des 12. Jahrhunderts. Vgl. S. 219.
    MR 162 (158) Karl der Große auf einer radierten Urkunde Karls III. reskribiert erste Hälfte des 12. Jahrhunderts. Vgl. S. 219.
    MR 231 (II, Taf. 52, 4. 5) Karl der Große. Fälschung (Palimpsest) 12. Jahrhundert. Bulle Karls III. (I, Taf. 4, 2. 3). Vgl. S. 100.
    MR 450 (440) (II, Taf. 52, 7). Urkunde Karls des Großen 810 Aug. 12 (Or. Schlettstadt). Der ganze Kontext mit der Signumzeile vollständig ausradiert mit Karls Königssiegel. Darauf ist von einer Hand des 12. Jahrhunderts, die in stümperhafter Weise die alte Schrift nachzuahmen sucht, der gefälschte Text mit der unmöglichen Signumzeile geschrieben. Vgl. N. Archiv 3, 657 und Mon. Germ. DD S. 280 No. 210. Vgl. S. 101. 102.
    MR 992 (961) (II, Taf. 52, 12). Ludwig der Fromme. Fälschung. Nachzeichnung des 12. Jahrhunderts. Das ganze Stück auf Rasur und wohl auf der ursprünglichen Urkunde Ludwigs des Frommen, da die Siegelfläche einem echten Siegel (I, Taf. 1, 6) entnommen, wohl nicht durch eine Matrize von einem echten Siegel hergestellt ist. Das Siegel war im Laufe der Zeit schadhaft geworden. Wenn man aber das ganze Dokument des Siegels halber radierte, wird der Fälscher auch Sorge dafür getragen haben, daß das beschädigte Siegel repariert wurde, um jeden Verdacht hintanzuhalten. Vgl. S. 103.
    MR 1402 (1361). Urkunde Ludwigs des Deutschen. [852.] Fälschnng Anfang 10. Jahrhundert. Formell und inhaltlich unmöglich, geschrieben auf einem vollständig radierten echten Diplome Ludwigs des Frommen, an dem nur das jetzt verlorene Siegel belassen wurde. Vgl. S. 219.
    MR 1610 (1567) (II, Taf. 52, 15). Karl III. Fälschung auf radiertem Pergament, erste Hälfte des 12. Jahrhunderts. Vgl. S. 103, 163. 210.
    MR 1815 (1766). Arnulf. Fälschung auf radiertem Pergament, erstes Viertel 12. Jahrhundert (II, Taf. 53, 1). Vgl. S. 104. 216.
    St. 359 (Or. Brüssel). Otto I. Originaldiplom Heinrichs III., bis auf geringe Reste radiert, mit Siegel Heinrichs III. 1 (I, Taf. 14, 1), für eine nach 1145 angefertigte Fälschung benutzt. Die den Namen bietende Siegellegende ist mit Firniß überzogen. Vgl. S. 226.
    St. 870 (II, Taf. 53, 6). Otto II. radiert Anfang 13. Jahrhundert mit echtem Siegel Ottos II. (I, Taf. 8, 6). Vgl. S. 107.
    St. 1390. Heinrich II. Die Urkunde im 12. Jahrhundert (schwerlich noch im 11. Jahrhundert) auf einem Pergamentblatt geschrieben, dessen ursprüngliche Schrift durch Rasur getilgt war. Dieses Blatt enthielt ein Originaldiplom Heinrichs, dessen Siegel an seiner ursprünglichen Stelle belassen, aber durch Anbringung eines zweiten Randes von etwas dunklerem Wachs neu befestigt ist.
    St. 1675 (II, Taf. 55, 1). Heinrich II. Fälschung des Custos Odalrich in der Zeit 1165–1170. Für die Herstellung derselben wurde ein Originaldiplom Heinrichs I. verwandt, dessen Schrift abgeschabt wurde, und von dem nur das Rekognitionszeichen und das Siegel (I, Taf. 6, 7) übrig blieben. Vgl. S. 110.
    St. 1703. Heinrich II. 12. Jahrhundert. Der ganze Text mit Ausnahme des Eschatokolls ausradiert und durch eine interpolierte Fassung ersetzt. Siegel = I, Taf. 11, 3.
    St. 2447 (II, Taf. 55, 5). Heinrich III. Radiert. Nur Monogramm und Kanzleiunterschrift sind ursprünglich und echt. Fälschung 15. Jahrhundert. Vgl. Stumpf, Wirzb. Immun. 1, 19A. 10. Vgl. S. 114.
    St. 2657. Heinrich IV. Echte Urkunde Heinrichs IV. radiert, im 13. Jahrhundert neubeschrieben, wohl Nachzeichnung eines nicht erhaltenen echten Diploms Heinrichs IV., von wahrscheinlich gleichem Datum, aber nicht mehr mit Sicherheit festzustellendem Inhalt. Nur die Königs- und Kanzlerunterschrift, sowie das Siegel echt (= I, Taf. 16, 2). Abgeb. Sybel und Sickel, Kaiserurk. in Abb. II. 21. Posse, Die Markgrafen von Meißen 144.
    St. 3165 (II, Taf. 47, 1). Heinrich V. Im 13. Jahrhundert radiert, mit Siegel Heinrichs (VII.) (I, Taf. 31, 2). Vgl. S. 110, 116.
    St. 3167. Heinrich V. Fälschung auf radiertem Pergament. Chrismon, Monogramm und zum Teil die Signumzeile gehören, wie Breßlau (Sybel und Sickel, Kaiserurk. IV. 27) nachgewiesen, einem Schreiber zu, der in den ersten Jahren Heinrichs IV. (bis zum Jahre 1058) in dessen Kanzlei, wenigstens aushilfsweise, Dienste tat. Alles übrige ist Mache des Fälschers (nach 1145). Auf der Urkunde befand sich das Siegel Heinrichs IV. 1 (I, Taf. 16, 1), wie der Abdruck des Siegelrandes zeigt. Der Durchmesser des Kaisersiegels Heinrichs V. war mehr als 25 mm größer. Breßlau ließ unentschieden, ob wir es mit einem reskribierten Text zu tun haben, oder ob die Fälschung auf einem aus der Kanzlei Heinrichs IV. stammenden Blankett geschrieben wurde. Erneute Untersuchungen von Hans Hirsch (Mitt. des Inst. f. österr. Gesch. 7, Erg. S. 511) ergeben die Richtigkeit der ersteren Annahme.
    BF 1375. Friedrich II. Das Pergament rührt von einer echten Urkunde her, aber die Innenseite ist ganz radiert, mit echtem Siegel Friedrichs II. Die neue Aufschrift ist ganz unregelmäßig geschrieben, die unteren Zeilen am unregelmäßigsten und vom [225] Bug bedeckt. Zeugen und Datierung sind wohl der abradierten Urkunde entnommen. Vgl. Philippi a. O. S. 79. Die rotgelben Seidenfäden sind offenbar durch Bohrung locker gemacht, an der Urkunde wieder befestigt und durch das Loch im Siegel wieder durchgezogen worden, in diesem bewegen sie sich frei ohne Verbindung mit der inneren Wachsschicht.
    Karl IV. (Or. Dresden 3618). 1360 Dez. 19. Ältere Urkunde Karls IV. abgeschabt, von einer Hand des 15. Jahrhunderts wieder beschrieben. Nur Reste des echten Siegels erhalten.
    Der reichenauer Fälscher, der für Reichenau und drei andere Klöster Urkunden fälschte, hat für seine Machwerke ausschließlich echte Urkunden benutzt und nach Beseitigung der ursprünglichen Schrift sie reskribiert. Vgl. S. 219.
Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0225.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)