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auch in der staufischen Zeit nicht häufig, doch kommen sie noch im 13. Jahrhundert vor[1].

Besiegelung von Königsurkunden durch Siegel anderer Personen, wie sie im zwölften Jahrhundert und später[2] vorkommt, ist für das elfte Jahrhundert noch völlig auszuschließen.


Ficker, Beiträge 1, 223 erwähnt zwei Fälle zum Jahre 1095 und 1096 (Beyer, Mittelrhein. Urkundenb. 2, 22 u. 1, 447). Die Urkunde (1095) des Grafen Heinrich von Luxemburg (imperiali sigillo et auctoritate confirmari postulavimus et divina amminiculante dementia impetravimus) und (1096) Urkunde eines Privaten (institui hanc cartam conscribi et imperiali auctoritate et sigillo confirmari). Die Datierung von Urkunde 1095 deutet zunächst lediglich auf die Handlung; es steht nichts im Wege, daß die Beurkundung erst nach des Kaisers Rückkehr aus Italien geschrieben und vom Kaiser selbst durch Anhängung seines Siegels beglaubigt wurde. Betreffs der Urkunde von 1096 ist zu bemerken, daß der Kaiser 1096 in Italien war. Stimmt in der Datierung 1096, ind. 4, regni 41, imp. 14 die Indiktion zum Jahre 1096, so stimmen beide Regierungsjahre auf 1097 März bis Oktober. Da aber war der Kaiser in Deutschland.

  1. BF 2251. Friedrich II. (1237 Mai) hängt auf Bitte des Schenken Walter von Limburg sein Siegel an die Urkunde desselben: Ad maiorem autem cautelam et confirmationem predictorum supplicavi domino meo imperatori, ut factum meum, sicut superius est expressum, appensione sigilli sui conflrmare de sua gratia dignaretur. BF 4114 Heinrich (VII.) (1228) hängt an die Urkunde des Bischofs Ekbert von Bamberg sein Siegel an, zugleich mit denen des Erzbischofs Albrecht von Magdeburg, der Bischöfe Ekbert von Bamberg und H. von Worms, des Herzogs Leopold von Österreich und des Bischofs Heinrich von Eichstädt. So auch BF 4115 und 4116. 1228 (Or. München) mit den Siegeln Heinrichs (VII.) (= I, Taf. 31, 2) und der eben Genannten.
  2. Urk. Rudolfs I. 1274 Nov. 8 (Or. Köln) und [1250–76] (Or. Karlsruhe) mit dem Siegel des Grafen Heinrich von Ura (I, Taf. 42, 2. 3), obgleich der Inhalt das Majestätssiegel verheißt. Der Graf siegelte offenbar nicht als Hofrichter, sondern im Spezialauftrag des Königs; also Besiegelung einer auf den Namen des Königs lautenden Urkunde durch einen Bevollmächtigten. Ein Seitenstück bildet die nur wenige Tage vorher datierende Urkunde Rudolfs von 1274 Okt. 31 (Or. Zürich), I, Taf. 42, 1, die besiegelt ist von Hermann von Bonstetten, dem Vizelandgrafen des Aar- und Zürichgaues und Reichsvogtes von Zürich. Wohl auch als Bevollmächtigter Rudolfs I. besiegelt dessen Urkunde von 1277 Mai 4 (Or. Staatsarchiv Wien, Redlich 711) der Graf Berthold von Hardeck († 1312), ohne daß in der Urkunde das Siegel angekündigt ist.
Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0219.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)