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20. Or. Reichsarchiv München.     1053 Dez. 28.     St. 2447.

Fälschung des 15. Jahrhunderts. Palimpsest (II, Taf. 55, 5).


21. Or. Reichsarchiv München.     1054 April 12.     St. 2455.

Fälschung des 12. Jahrhunderts, der ein echtes Diplom Heinrichs III. zu Grunde liegt, und zwar nicht bloß im Protokoll, sondern auch im Texte. Vgl. Steindorff a. O. 2, 274. Derselbe hält 378 Anm. 2 das Siegel für echt, es ist jedoch nur eine gute Nachbildung von Heinrich III. 1 (I, Taf. 14, 1). Das Sitzbrett des niedrigeren Sessels ragt nach rechts im echten Siegel weiter heraus, das Ende des weniger faltenreichen Obergewandes rechts endet St. 2455 in gerader Linie. Auch die Umschrift bez. die Entfernung der anders gestalteten Buchstaben und die Stellung zum Siegelbilde zeigen erhebliche Abweichungen von den echten Siegeln. Bei St. 2455 ist die Entfernung zwischen C und V eine größere, die Stellung der Worte DI GRATIA zum Siegelbilde eine andere. Auch sind die Buchstaben dieser Worte kleiner und zarter geraten (II, Taf. 41, 4).


22. Or. Reichsarchiv München.     1055 Nov. 1.     St. 2482.

Nach den Ausführungen Wibels (Archiv f. Urkundenforsch. 3, S. 84 Anm. 2) ist hier ein Blankett aus der Zeit Heinrichs II., in dem der bamberger Schreiber Ba. II., wohl gleichzeitig mit den Urkunden Heinrichs II. (St. 1772–1774), die erste Zeile in verlängerter Schrift, sowie die Signumzeile mit Monogramm und dem Anfang der Datierung eingetragen hatte, neben den ungemein zahlreichen, von diesem Herrscher an das Bistum Bamberg verliehenen Diplomen, die wohl größtenteils in Bamberg selbst entstanden sind, im dortigen Archive liegen geblieben und später zu einer Fälschung auf den Namen Heinrichs III. verwertet worden. Auch diese Urkunde zeigt ein vollzogenes Monogramm, sowie das echte Kaisersiegel Heinrichs II. (II, Taf. 56, 1), das allerdings in ganz singulärer Weise nicht mit Hilfe des bekannten Kreuzschnittes am Pergament befestigt, sondern durch zwei gekreuzte Pergamentstreifen eingehängt ist. Da es nach dem Zustande des Siegels ausgeschlossen erscheint, daß es von einer anderen Urkunde abgenommen und nachträglich an der Fälschung angebracht sei, und da man andererseits eben wegen dieser Befestigung kaum an ein ursprünglich so ausgestattetes Blankett denken kann, so käme in Frage, ob hier nicht eine durch Abformung hergestellte Fälschung vorliegt. Möglich wäre allerdings daneben, daß gerade das so befestigte Siegel Anlaß zur Verwerfung des Blanketts wurde, und daß hier auch nicht eine wirkliche Vollziehung des Monogrammes, sondern eine Ungeschicklichkeit des Ba. II. wie in den Urkunden (St. 1772 und 1774) vorliegt. Die Urkunde braucht nicht unbedingt dem Anfang des 11. Jahrhunderts anzugehören, sie kann aber kaum im letzten Drittel dieses Jahrhunderts und gewiß nicht erst im 12. Jahrhundert entstanden sein (II, Taf. 56, 1).


23. Or. Reichsarchiv München.     1055 Dez. 14.     St. 2488b.

In zwei Exemplaren. St. 2488a ist nach Wibels Mitteilung von der Hand eines Kanzleischreibers mit echtem Siegel (I, Taf. 15, 1). St. 2488b ist nachgezeichnet (11. Jahrhundert) und hat das falsche Siegel (II, Taf. 41, 5), Nachahmung von Heinrich III. 4 (I, Taf. 15, 1). Von gleicher Hand ist auch St. 2504 mit demselben falschen Siegel (IV, Taf. 80, 6), doch läßt sich die Entstehungszeit noch nicht genauer feststellen. Der Schrift nach dürften beide Urkunden noch dem 11. Jahrhundert angehören (II, Taf. 41, 5).


24. Or. Haus- und Staatsarchiv Zerbst.     (1045–46).     St. 2513.

Fälschung des 11. Jahrhunderts mit echtem Siegel Heinrichs III. 4 = I, Taf. 16, 4. Vgl. II, 5 Beurkundung und Besiegelung. (IV, Taf. 84, 5).


25. Or. Nationalbibliothek Paris, MS Lat. 9266 St. Maximin No. 34.     (1054–56).     St. 2520.

Die Urkunde ist kaum vor dem Ende des 12. Jahrhunderts, eher wohl erst im 13. Jahrhundert nach dem Muster von St. 2863 geschrieben und mit einem plump gefälschten Siegel versehen, das, wie die Umschrift zeigt, sicher einem echten Siegel Heinrichs V. (I, Taf. 19, 2) nachgebildet ist. Vgl. Wibel im N. Archiv 36, 310. Die Daten seiner Vorlage ließ der Fälscher fort, weil sie natürlich zur Zeit Heinrichs III. nicht paßten (II, Taf. 42, 1).


26. Stempel in der Smitmerschen Sammlung des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien.

Ich habe die moderne Fälschung bereits in den Mitteil. des Österr. Inst. für Geschichtsf. 488 nachgewiesen. Das Typar stimmt zwar mit dem echten Siegel (I, Taf. 14, 1) überein, doch weicht es in den Einzelheiten von ihm ab. Kein mit diesem Stempel hergestelltes Siegel ist vorhanden. Es scheint nach dem angeführten Siegel ein Abdruck (Positiv) hergestellt worden zu sein, der nachkorrigiert und dann in negativer Form als Stempel gegossen wurde. Der Ziseleur hat die Buchstaben der Umschrift, sowie die Falten der Gewandung, die in der Vorlage, dem Originalsiegel, bereits abgestoßen waren, durch Nachhilfe mit dem Stichel wieder hervortreten lassen. Auch der hinten zugefügte Henkel entspricht nicht der Zeit. Der Stempel ist offenbar im 18. Jahrhundert zu gleicher Zeit und in derselben Fabrik mit vier wettiner Typarfälschungen angefertigt worden (II, Taf. 42, 2).


27. Abdruck Sammlung Trümmer-Wandsbek.

Auf dem Haupte eine Bügelkrone (!). Nachbildung von II, Taf. 14, 2. Sollte nicht der Wachsschwund, der sich auch beim echten Siegel wie ein Heiligenschein zeigt, Veranlassung zu dieser Krone gegeben haben? Das Siegel wird an keiner Urkunde gefunden (IV, Taf. 81, 1).


Heinrich IV.


1. Or. Stadtarchiv Trier.     1065 Mai 1.     St. 2664.

An echter Urkunde ein an Stelle des abgefallenen Königssiegels künstlich befestigtes Privatsiegel. Von der Umschrift lesbar: † O .... NO ... IS .. EST.

Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0118.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)