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12. Or. Archiv des Geschichtsvereins Klagenfurt.     1016 April 18.     St. 1668. Mon. Germ. DD, S. 441, No. 347.

Unter Berücksichtigung des Schriftbefundes läßt sich erweisen, daß die Marktrechtsverleihung an den Grafen Wilhelm zweimal durch Interpolation verfälscht worden ist, zuerst um 1170–1171, dann um 1177–1184 durch einen zweiten Fälscher. Das Siegel ist eine Nachahmung von Heinrich II. 3 (I, Taf. 11, 3). Vermutlich war früher das echte Siegel Heinrichs II. 3 auf der Urkunde und ist später durch dieses ersetzt worden (II, Taf. 37, 3).


13. Or. Generallandesarchiv Karlsruhe.     1016 Aug. 29.     St. 1675. Mon. Germ. DD, S. 678, No. 526.

Fälschung des reichenauer Kustos Odalrich im 12. Jahrhundert. Für die Herstellung derselben wurde ein Originaldiplom Heinrichs I. verwandt, dessen Schrift abgeschabt wurde, und von dem nur Rekognitionszeichen und Siegel Heinrichs I. (I, Taf. 6, 7) übrig blieben. Das Protokoll wurde St. 1674 entnommen, der Kontext in buntester Vermengung von Bestandteilen älterer Diplome und Wendungen, die auch in anderen seiner Fälschungen begegnen, durch Odalrich zusammengesetzt (II, Taf. 55, 1).


14. Or. Stadtbibliothek Trier.     1016 Okt. 17.     St. 1679. Mon. Germ. DD, S. 461, No. 358.

Urkunde und Diplomform aus dem 12. Jahrhundert. Nachzeichnung. Das kleine Siegelbruchstück ohne Schrift entspricht keinem echten Siegel Heinrichs II. und scheint erst dem 12. Jahrhundert anzugehören (II, Taf. 37, 4).


15. Or. Staatsarchiv Düsseldorf.     1016 Dez. 6.     St. 1680. Mon. Germ. DD, S. 463, No. 360.

Echte Urkunde, anscheinend Nachbildung des echten Siegels I, Taf. 11, 3 (IV, Taf. 79, 1).


16. Or. Reichsarchiv München.     1018.     St. 1708. Mon. Germ. DD, S. 502, No. 391.

Fälschung 12. Jahrhundert, mit echtem Siegel (I, Taf. 11, 3), links von den Unterschriftszeilen befestigt. Daß die Urkunde in der vorliegenden Gestalt zugleich mit den Diplomen Konrads II. (St. 2032 mit echtem Siegel = I, Taf. 13, 2) und Heinrichs III. (St. 2379, IV, Taf. 84, 4) um die Zeit von 1162–1165 in Würzburg gefälscht wurde, hat Breßlau in Forsch. z. Deut. Gesch. 13, 103f. und Mon. Germ. DD. H. II, 391, K. II, 18 zweifellos erwiesen. Der Fälscher benutzte echte Vorlagen und übertrug deren echte Siegel an seine Trugwerke (II, Taf. 55, 2).


17. Or. Statthaltereiarchiv Innsbruck.     1018 Juni 26.     St. 1710. Mon. Germ. DD, S. 680, No. 527.

Die Urkunde ist wie St. 3165 und 3166 auf einem Pergamentblatt geschrieben, dessen ursprüngliche Schrift sorgfältig ausradiert ist. Nachdem Hans Hirsch (Mitt. d. Inst. f. österr. Gesch. 7 Erg. S. 475f.) unumstößlich nachgewiesen hat, daß für die im 13. Jahrhundert angefertigte Fälschung die echte Urkunde Friedrichs I. für Neustift bei Brixen 1157 Juli 5 (St. 3774) ausgeschrieben ist, wird man, nicht wie bisher, ein Siegel Heinrichs (VII). oder Friedrichs II., sondern entsprechend der dieser Fälschung als Vorlage dienenden Urkunde Friedrichs I. deren Siegel nachgeahmt haben. Vgl. auch Wibel im N. Archiv 36, 310 (II, Taf. 37, 5).


18. Or. Domstiftarchiv Merseburg.     1021 Okt. 5.     St. 1770 Mon. Germ. DD, S. 682, No. 528.

Diese Urkunde, sowie St. 1797 sind gegen das Ende des 13. Jahrhunderts von demselben Manne angefertigt, dessen Schrift durch das Diplom Heinrichs III. (St. 2200a) beeinflußt ist. St. 2200a entnahm er auch das Vorbild für das falsche Siegel – eine Nachbildung von Heinrich III. 1 (I, Taf. 14, 1). Das Monogramm, dessen Figur er sich mit Bleistiftlinien vorzeichnete, entlehnte er St. 1538. Ganz ebenso wie bei St. 1797 komponierte er auch dieses Falsifikat aus verschiedenen Vorlagen, St. 1538, 1769 oder jedenfalls einem der am 5. Okt. 1021 ausgestellten Präzepte, dem er auch das Eschatokoll bis auf das Monogramm entnahm. Nur in der Datierung schied er die anni imperii aus. Vgl. Kehr, Urkb. d. Höchst. Merseburg 1, 54 (II, Taf. 38, 1).


19. Or. Domstiftarchiv Merseburg.     1022.     St. 1797. Mon. Germ. DD, S. 683, No. 529.

Die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf Bleistiftlinien geschriebene Urkunde ist eine vollkommen freie Fälschung, zu deren Herstellung der Fälscher, der auch St. 1770 fabriziert hat, mehrere Originale des 11. Jahrhunderts in seiner Weise verwertete. Als Schreibmuster wählte er das Diplom Heinrichs III. (St. 2200a), dessen Siegel wohl auch für die Nachbildung das Muster abgab, ließ aber das Chrismon weg, während er das Monogramm der Urkunde Heinrichs II. (St. 1690) entlehnte. In ebenso wunderlicher Weise setzte er den Wortlaut der Urkunde zusammen, indem er drei verschiedene Urkunden (St. 1690, 1979, 2200) plünderte. Vgl. Kehr a. O. 1, 47 (II, Taf. 38, 2).


20. Or. Staatsarchiv Münster.     1023 Jan. 14.     St. 1802. Mon. Germ. DD, S. 620, No. 486.

Nachzeichnung einer Hand im 12. Jahrhundert, die die Urkunde mit Benutzung von St. 1622 auch verfaßt hat. Das Siegel scheint eine etwas stumpfere, wohl durch Abguß von einem echten Exemplare hergestellte Nachbildung Heinrichs II. (I, Taf. 11, 3) zu sein (II, Taf. 38, 3).


21. Generallandesarchiv Karlsruhe.     970.     St. 1826. Mon. Germ. DD, S. 689, No. 533.

Grobe Fälschung aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Bruchstück eines falschen, vielleicht Heinrich II. 2 (I, Taf. 11, 2) nachgeahmten Siegels (II, Taf. 38, 4).


22. Gipsabdruck in der Lepsiusschen Siegelsammlung (Bibliothek Weimar).

Moderne Fälschung (II, Taf. 38, 5).


Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0114.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)