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2. Or. Staatsarchiv Düsseldorf.     1002 Aug. 4.     St. 1315. Mon. Germ. DD, S. 11, No. 9.

Die Urkunde ist echt. Eingangsprotokoll und Kontext von einem Parteischreiber unmittelbar nach Otto III. (St. 1022); Eschatokoll von EB hinzugefügt, mit falschem Siegel. Es ist dem echten Siegel Heinrichs III. 1 (I, Taf. 14, 1) nachgebildet und dem ebenfalls für Kloster Werden gefälschten Siegel der Urkunden Heinrichs I. (II, Taf. 33, 3) und Heinrichs III. (I, Taf. 39, 4) sehr ähnlich. Vgl. S. 100 Karl der Große No. 8 (II, Taf. 36, 2).


3. Or. Staatsarchiv Düsseldorf.     1003 Febr. 23.     St. 1347. Mon. Germ. DD, S. 45, No. 39b.

Fälschung einer Bleibulle nach St. 1346. Aus dem schlecht ausgeprägten R in GRATIA von St. 1346 wurde GATIA in St. 1347, worauf mich Wibel aufmerksam machte (IV, Taf. 78, 9. 10).


4. Or. Reichsarchiv München.     1007 Nov. 1.     St. 1484. Mon. Germ. DD, S. 662, No. 515.

Die Urkunde ist Ende des 12. Jahrhunderts mit Benutzung von St. 1457 (DD 3, 165), von dem man in Kitzingen eine Abschrift gehabt haben wird und woraus auch das Protokoll entnommen wurde, gefälscht (II, Taf. 36, 3).


5. Or. Reichsarchiv München.     1009 Juni 7.     St. 1519. Mon. Germ. DD, S. 232, No. 198.

Breßlau a. O. hält die Originalität der Urkunde gerade durch ihren Schriftbefund für gesichert. Es verschlägt daher, seiner Ansicht nach, nichts, daß das jetzt auf demselben befindliche, wahrscheinlich später darauf befestigte Siegelbruchstück, welches nur einen Teil der Gestalt des sitzenden Königs aufweist und keinem echten Siegel Heinrichs II. angehört, unecht ist. Es erscheint ihm sehr glaublich, daß das ursprüngliche und echte Siegel der Urkunde von ihr abgelöst und für die Fälschung von gleichem Datum (St. 1520) verwandt worden ist. Zum Ersatz mag dann später ein unechtes Siegel oder Siegelbruchstück an St. 1519 befestigt worden sein (II, Taf. 36, 4).


6. Or. Reichsarchiv München.     1009 Juni 7.     St. 1520. Mon. Germ. DD, S. 663, No. 516.

Die Urkunde ist von demselben Fälscher, wie die Urkunde Heinrichs III. (St. 2162) Anfang des 12. Jahrhunderts angefertigt. Das echte Siegel (= I, Taf. 11, 2) ist mittels einer angegossenen Wachsschicht künstlich auf dem Pergamentblatte befestigt (II, Taf. 54, 4).


7. Or. Reichsarchiv München.     1009 Okt. 22.     St. 1524. Mon. Germ. DD, S. 243, No. 207.

Falsches Königssiegel, nach Heinrich II. 2 (I, Taf. 11, 2) angefertigt, im Detail weniger ausgeführt, mit Lilienzepter, Reichsapfel ohne Kreuz, HEINRICVS, an acht echten Würzburger Urkunden [St. 1337 (Mon. Germ, diplom. 3, 30), St. 1370 (3, 60), St. 1488 (3, 175), St. 1489 (3, 174), St. 1524 (3, 207), St. 1583 (3, 267), St. 1584 (3, 268), St. 1638 (3, 326)] nachträglich angebracht, während die abgelösten echten zur Beglaubigung falscher Exemplare dienen sollten. Das Siegel befindet sich auch an der gefälschten Würzburger Urkunde St. 1310. Zu gleichem Zwecke wurden offenbar auch die Siegel an den zwei Würzburger Urkunden Konrads II. (St. 1888 und 1889) gefälscht. Vgl. No. 1 (II, Taf. 36, 5).


8. Or. Reichsarchiv München.     1015 Febr. 5.     St. 1645. Mon. Germ. DD, S. 419, No. 332b.

Die Urkunde ist nach Ausweis des Schriftcharakters eine Fälschung des 12. Jahrhunderts, das beiliegende Siegel ein echtes Siegel Heinrichs III. 4 (I, Taf. 15, 1) (II, Taf. 54, 5).


9. Or. Reichsarchiv München.     1015 Febr. 5.     St. 1646. Mon. Germ. DD, S. 670, No. 520.

Fälschung aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts. Für das Protokoll ist die Fälschung St. 1645 (DD 3, 332b) als Vorlage benutzt worden. Das Siegel ist gefälscht, nicht deutlich ausgeprägt, größer als Heinrich II. 3 (I, Taf. 11, 3), roher ausgeführt: ganze Figur, sitzend auf einem Säulenstumpfe ohne Polster, Reifenkrone mit drei Knöpfen, Mantel auf der rechten Schulter geknüpft, Schemel, Hände erhoben, in der Rechten Zepter mit Lilie, in der Linken Reichsapfel. Umschrift, ganz herumgehend: HEIN .... OR AVG (II, Taf. 36, 6).


10. Or. Reichsarchiv München.     1015 Mai 11.     St. 1652. Mon. Germ. DD, S. 675, No. 523.

Fälschung aus den Jahren 1172–1189. Für den Kontext ist die Urkunde St. 1650, für das Protokoll das verlorene Original St. 1684 benutzt. Die Daten sind aus beiden gemischt. Vom Siegel ist nur ein Bruchstück, das nicht beprägt war, und zwar auf der Rückseite der Urkunde vorhanden. Die verlorenen Wachsteile haben, wie das Pergament zeigt, keinen Siegelrand gehabt. Auf der Textseite befindet sich die durch Pergamentschnitt gehaltene dünne Wachsschicht der Rückseite (II, Taf. 37, 1. 2).


11. Or. Generallandesarchiv Karlsruhe.     1016.     St. 1664. Mon. Germ. DD, S. 443, No. 348b.

Falsches Kaisersiegel = Heinrich IV. 2 (I, Taf. 16, 2) von echter Urkunde entnommen. Nach dem Monumentadruck war noch ein Fragment ohne Bild und Schrift erhalten. Nach Wibel im N. Archiv 36, 311 Anm. 3 wäre, da es sich um ein echtes Siegel Heinrichs IV. handelt, mit dieser Erklärung wiederum notwendig die Annahme verbunden, Schuttern habe einst ein echtes Diplom dieses Herrschers besessen, das dann für die Fälschung sein Siegel hätte hergeben müssen. Da aber für dieses Kloster, nachdem es durch Konrad II. an Bamberg geschenkt wurde, überhaupt keine Kaiserurkunde mehr nachweisbar ist, so ist eine solche Voraussetzung durchaus unwahrscheinlich und demgegenüber vielmehr anzunehmen, daß das schon länger abgefallene Siegel überhaupt nicht von altersher der Fälschung angehört hat, sondern ihr erst später versehentlich beigelegt worden ist. Das schon zur Zeit der letzten Repertorisierung für den Kaiserselekt (um 1886) als abgefallen bezeichnete Siegel wird seitdem der besseren Erhaltung wegen gesondert aufbewahrt (II, Taf 54, 6).


Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0113.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)