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8. Or. Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien.     839 April 21.     MR 992 (961).

Angebliches Original aus dem 12. Jahrhundert. Nachzeichnung, das ganze Stück auf Rasur, und wohl auf der ursprünglichen Urkunde Ludwigs des Frommen, da die Siegelfläche (I, Taf. 1, 6) einem echten Siegel entnommen und nachträglich in einen Wachsklumpen eingefügt zu sein scheint (II, Taf. 52, 12).


Lothar I.


Or. Biblioteca Quirina Brescia.      837 Dez. 15.     MR 1059 (1024).

Angebliches Original aus dem 9. Jahrhundert. Die Urkunde trägt noch die Unterfertigung: „Signum (M) Hludowici gloriosissimi augusti“, wohl Ludwigs II., sie stand wohl schon im Original. Plumpgefälschtes Siegel (II, Taf. 31, 1).


Lothar II.


Or. Nationalbibliothek Paris CL 9264.     868 April 15.     MR 1318 (1283).

Fälschung ohne echte Vorlage. Inhaltlich und formell unmöglich, geschrieben von derselben Hand des 11. Jahrhunderts, die auch MR 100, 438, 754 fälschte. Das Siegel ist eine plumpe Fälschung (II, Taf. 31, 2).


Ludwig der Deutsche


1. Or. Reichsarchiv München.     837 Jan. 6.     MR 1360 (1321).     Abb. Mon. boica 11, Taf. I, 3.

Original mit unechtem Siegel. Dieses besteht aus trockenem, schmutzig-weißem, von Würmern zerfressenem harten Wachs, das mit Mehl vermischt zu sein scheint. Es stellt zwei nicht deutlich erkennbare Figuren dar, anscheinend eine männliche und weibliche Gestalt. Sickel, Sitzungsber. der Wiener Akad. 36, 355 und 47, 263 hält die Urkunde für echt. Man muß daher annehmen, daß das gefälschte Siegel später zum Ersatz des verloren gegangenen aufgeklebt wurde (II, Taf. 31, 3).


2. Or. Reichsarchiv München.     851 März 22.     MR 1398 (1357).

Original mit Siegel Ludwigs IV. des Kindes = I, Taf. 5, 9 (II, Taf. 52, 13).


3. Or. Bezirksarchiv Straßburg.     856 Sept. 12.     MR 1420 (1379).

Fälschung des 12. Jahrhunderts (1163?), von demselben Schreiber, der auch die gefälschte Urkunde Lothars I. [MK 1120 (1086)] lieferte, gefertigt nach der Immunität für Straßburg 856 März 30 [MR 1416 (1375)], die wörtlich abgeschrieben und mit den zweckdienlichen Interpolationen erweitert wurde. Das Siegel ist ein Phantasiesiegel (II, Taf. 31, 4).


4. Or. Staatsarchiv Münster.     858 Juni 13.     MR 1435 (1394).

Original mit falschem Siegel, wahrscheinlich ein Siegel des Abtes Rudolf von Korvey 1046–50 (II, Taf. 31, 5).


5. Or. Reichsarchiv München.     868 Febr. 4.     MR 1468 (1424).

Die Urkunde ist nicht, wofür sie bisher galt, Original, sondern gelungene Nachzeichnung von MR 1467 (1425). Das Formular ist MR 1467 entnommen. Muß das u. a. (so die Wortform domini in der Signumzeile, actum est in der Datierung) entschiedenen Verdacht erwecken, so ist doch der Vorrat an Urkunden für Metten zu gering, um den Beweis auch für die inhaltliche Fälschung mit Sicherheit führen zu können. Wenn nun auch Datum und Schrift von MR 1467 als Vorlage gedient haben mögen, so sicher nicht das schlecht erhalten Siegel. Dieses ist vielmehr eine schlechte Nachbildung des Siegels einer wohl verloren gegangenen Urkunde des Klosters Metten, das noch die Öse zeigt (859–65) = I, Taf. 2, 7. 8 (II, Taf. 52, 14).


Karl III.


1. Or. Stiftsarchiv St. Gallen.     877 Mai 22.     MR 1579 (1537).

Angebliches Original des 10. Jahrhunderts. Entspricht die Fassung auch dem Formular der ersten Zeit Karls III., so steht damit der Widerspruch im Titel (rex, in der Signumzeile imperator augustus, in der Datierung a. imp. II), die Beigabe eines actum mit Ausstellungsort, der zudem nicht im Reiche Karls, sondern seines Bruders Ludwig liegt (Bisestat prope Wormatiam) im Gegensatz, wie auch Inquirinus sonst erst 878 als Rekognoszent auftritt. Das falsche Siegel beweist, daß eine Fälschung beabsichtigt war, und schon dadurch würde die Annahme einer Neuausfertigung beseitigt (II, Taf. 32, 1).


2. Or. Staatsarchiv Zürich.     879 März 7.     MR 1588 (1546).

Angebliches Original, Nachzeichnung des 10. Jahrhunderts von MR 1585 (1543) mit falschem Siegel. Die äußere Unechtheit muß Verdacht erregen, wenn sich auch ein bestimmter Nachweis für Fälschung nicht führen läßt (II, Taf. 32, 2).


3. Or. Generallandesarchiv Karlsruhe 881.     MR 1610 (1567).

Fälschung, reskribiert auf einem radierten Diplom, von dem nur mehr der Rest eines Rekognitionszeichens unter dem Siegel erhalten ist, angefertigt in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts von einem Fälscher, der auch weitere reskribierte Fälschungen für Kempten [MR 161 (157), 162 (158)], diese auf einem radierten Diplome Karls III. lieferte (II, Taf. 52, 15).


4. Or. Staatsarchiv Zürich.     883 Febr. 26.     MR 1651 (1608).

Original mit falschem Siegel: dieselbe graubraune harte Masse wie bei MR 1588 (1546), das Siegelbild ebensowenig ausgedrückt wie die Umschrift, der Wulst förmlich zackig. (II, Taf. 32, 3).


5. Or. Staatsarchiv Venedig.     883 Juni 15.     MR 1663 (1619).

Angebliches Original des 10. Jahrhunderts, Nachzeichnung. Vgl. Kaiserurkunden in Abb. Text 186. Das Siegel beschädigt und unecht. Invokation Ludwigs II. oder Lothars I., im Titel „opitulante divina clementia“, in der Datierung: a. inc. domini nostri Jesu

Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0107.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)