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Kaiserkrone bedeckten Schild, mit dem nimbierten Doppeladler, der in der rechten Kralle Zepter und Schwert, in der Linken den Reichsapfel hält. Von den Flügeln hängt herab der Orden des goldenen Vließes herab. Auf der Brust des Adlers liegt ein Hauptschild, von dessen Fuße der Maria-Theresien- und der Stefans-Orden herabhängen, mit einem Mittel- und Herzschild. Letzterer, mit dem Erzherzogshute bedeckt, ist gespalten von Österreich und Lothringen. Der Mittelschild, der die österreichisch-deutschen Länder enthält, ist zweimal geteilt und zweimal gespalten. In der oberen Reihe befinden sich: 1. Steiermark, 2. Kärnthen, 3. Krain; in der mittleren: 1. Württemberg, 2. Schwaben; in der Fußreihe, mit nach oben steigender Spitze (Gradiska): 1. Habsburg, 2. Tirol, 3. Görz, 4. Burgau. Der Hauptschild, auf dessen oberer rechter Ecke die ungarische, links die böhmische Krone stehen, ist zweimal geteilt. Die obere Reihe zeigt in Platz I ein quadriertes Feld: 1. Dalmatien, 2. Kroatien, 3. Slavonien, 4. Lodomirien; Herzschild gespalten: Alt- und Neuungarn; in Platz II (quadriert): 1. Kastilien, 2. Leon, 3. Aragon, 4. Sizilien; in Platz III. (quadriert): 1. Mähren, 2. Schlesien, 3. Oberlausitz, 4. Niederlausitz; Herzschild: Böhmen. Die mittlere Reihe zeigt in Platz 1. Toskana, 2. Siebenbürgen. Die Fußreihe zeigt in Platz I: 1. Brabant, 2. Limburg, 3. Luxemburg, 4. Flandern. Die unten eingepfropfte Spitze ist gespalten von Antwerpen und Namur; Herzschild: Burgund; in Platz II: 1. Lombardei-Mailand, Mantua und Parma; in Platz III: 1. Anjou, 2. Barr, 3. Geldern, 4. Jülich, 5. 6. in der Spitze gespalten: Teschen und Falkenstein; Herzschild: Jerusalem. In der untersten Spitze Parma. Im Futter der Krone: M : NEUMAN : FEC : VIENNÆ.

Akten des Erzkanzleramtes (Staatsarchiv Wien) 1780 Dez. 6. Schreiben an den Erzkanzler: Es haben S. K. Majestät bereits gnädigst bekanntermaßen nach nunmehro erfolgtem höchstglorwürdigsten Regierungsantritt all Ihrer gesammten Erbkönigreichen und Landen allergnädigst zu entschließen geruhet, die vormahligen als Mitregent geführten Kanzleiinnsiegeln nach jenen weiland I. Maj. der abgelebten Kaiserinn Apostol. Königin höchstseel. Andenkens bey Euer fürstl. Gnaden untergebenen geh. Reichshofkanzlei abändern zu lassen. Bey letztern im Jahr 1765 erfolgten Höchstem Antritt der Kaiserlichen Reichsregierung hat ohne der 3 kleineren Kaiserliche Insiegeln für die Teutsche, Lateinische, sowie für die Judicialrescripte und Briefe, das grösere zu den diplomatischen Expeditionen geeignete Kaiserlichen Innsiegeln Ew. Kurf. Gnaden untergebenen Reichstaxamtes, ausweis der vorhandenen Rechnungen, einen Aufwand mit Einschluß der 5 Mark feinlöthigen Silbers zur Platten, von 700 flor. verursacht. Anfänglich glaubte man zwar zu Erspahrung dieses so beträchtlichen Kostenbetrages durch blose Abänderung der Umschrift, gleichwie es sich bey 3 kleineren Kaiserlichen Innsiegeln gegen etwelch wenige Ducaten-Auslage ganz füglich wird bewürken lassen, ebenfalls bey dem grösern Kaiserlichen Insiegel rathe zu schafen, allein, da die besondere Betrachtung hierbey eingetretten, daß noch verschiedene diplomatische Expeditionen würklich vorhanden, und allenfallß noch mehrere nachkommen dörften, wo des dermahlige grösere Kaiserliche Insiegel zu Vermeidung aller Unterschleiff und Zweideutigkeit unumgänglich erforderlich seyn, und bey Handen bleiben muß, so hat man um so viel weniger Anstand genommen, das neue Kaiserliche grösere Insiegel einsweilen sub spe rati zum Stich zu befördern, als es ohnhin nach Aussage des Kunstverständigen keine Möglichkeit gewesen seyn würde, das alte Kaiserliche grösere Insiegel nach dem vorgelegten neuen Abdruck – in welchem nicht nur mehrere Feldungen vor dem Wappen der neu acquirierten Länder eingeschaltet, sondern überhaupt das ganze grose Hauptschild in ganz neue Ordnung gebracht worden ist, auch nicht einmahl respektu der blosen Umschrift ab- und umzuändern. Der Stempel wurde für Leopold II. mit Änderung des Namens in der Umschrift und dann für Franz II. (IV, Taf. 50, 2) hergerichtet (IV, Taf. 39, 4).

Vorkommen: 1783–89 (Or. Wien (Statthalterei) 1783 18/8; ebendas. Staatsarchiv 1788 19/2, 1789 18/1; Or. Hermannstadt No. 1764 : 1788) nach dem Tode der Kaiserin Maria Theresia (1780 29/11).


20. Silberner Originalstempel 69.     Staatsarchiv Wien.     Erw. Heffner, No. 237.

Großes Kaisersiegel. Reichshofkanzlei. Dasselbe Siegelbild = No. 19, doch hier die Umschrift in zwei Zeilen (IV, Taf. 40, 1).

Vorkommen: 1780–86 (Or. Kreisarchiv Würzburg 1780 21/8; Or. Frankfurt 1786 6/3).


21. Silberner Siegelstempel 68.     Staatsarchiv Wien.

Mittleres Kaisersiegel nach 1780. Bild = No. 20 (IV, Taf. 40, 2).


22. Abdruck Hauptstaatsarchiv Dresden, Siegelsammlung MK. VI.

Kanzleisekret. Schild: 1. Ungarn, 2. Böhmen, 3. Dalmatien, 4. ?, 5. Burgund. Kette des goldenen Vließes. Herzschild: Lothringen, Österreich-Toskana (IV, Taf, 40, 3).


23. Abdruck Hauptstaatsarchiv Dresden, Siegelsammlung MK. VI.

Kanzleisekret. Schild: 1. Ungarn, 2. Böhmen, 3. Kroatien, 4. Slavonien, 5. Burgund, 6. Toskana, 7. Barr (Spitze). Herzschild: Österreich-Lothringen, Orden des goldenen Vließes (IV, Taf. 40, 4).


24. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden (Creditive 1769–1805, Loc. 2891).

Pitschir. Bild = No. 22 (IV, Taf. 40, 5).


25. Abdruck Sammlung Trümmer-Wandsbek.

Schild dreimal geteilt und zweimal gespalten Erste Reihe: 1. Alt- und Neuungarn, 2 quadriert: Kastilien-Leon, Arajon, Sizilien, 3. Böhmen; zweite Reihe: 1. Burgund, 2. Toskana; dritte Reihe: 1. Siebenbürgen, 2. Tirol, 3. Mailand; vierte Reihe:

Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0098.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)