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daraus auf Tracheenatmung. Pococok (22) bestreitet die Richtigkeit dieser Beobachtung, will in dem „Stigma“ nur einen zufälligen Riß im Integument des zweiten Abdominalsegmentes sehen, das bei lebenden Skorpionen keine Stigmata hat; er hält übrigens für Sternite, was Thorell für Tergite der drei letzten Abdominalsegmente ansah, und vermißt dort umsomehr Stigmata. Pococks Auslegung ist nicht überzeugend. Wenn er auch an dem Exemplare von Pal. caledonicus die Stigmata vermißte, so muß auf A. Fritsch’s (23) mit guten Gründen ausgesprochene Bemerkung hingewiesen werden, daß jenes – leider vernichtete – Stück gar nicht die Ventralseite darbot, daß bei ihm z. B. die Fußpaare am Cephalothorax nur dadurch erkennbar waren, daß ihre Umrisse gewissermaßen durch die Rückenhaut durchgedrückt waren. An dem amerikanischen Proscorpius sind, wie die neue Untersuchung durch Clarke und Ruedemann (24) ergab, die Sternite gar nicht sichtbar; Whitfields Deutung dieser Form als Wassertier entbehrt also der sicheren Begründung, trotzdem wird sie von Clarke und Ruedemann für einen Schlammwühler wie z. B. der Gigantostrak Eusarcus gehalten. Durch die Dorsalseite der Abdominalsegmente von Pal. loudonensis, der recht schlecht erhalten ist, durchgedrückt sah M. Laurie (25) schiefgestellte, leicht gebogene Linien (curved ridges), aus denen er das mögliche Vorhandensein von „platelike gill bearing appendages“ schloß. Am Embryo von Scorpio fulvipes hatte er Ähnliches beobachtet, darum spricht er von „Verwachsungslinien des proximalen Randes von Abdominalanhängen mit dem Körper“. Kann es sich aber in den „curved ridges“ nicht auch darum handeln, daß hier eine etwas verdickte Umrahmung der Stigmata und vielleicht noch die Umhüllung der Tracheenkanäle durch die Tergithaut durchgedrückt ist? Voraussetzung wäre natürlich, daß die ganz unklaren Bildungen überhaupt etwas mit Atmungsorganen zu tun haben. Laurie ist sich ihrer Deutung keineswegs sicher. Er zieht (25a) auch die Möglichkeit in Betracht, daß bei terrestrer Lebensweise dieses ältesten bekannt gewordenen Skorpions noch keine vollkommene Ausbildung von Tracheen („air chambers“) erfolgt sein möchte.

Es ist durchaus nicht sichergestellt, daß die silurischen Skorpione Kiemenatmer waren. Und ihre verhältnismäßig plumpen kurzen Füße beweisen nichts für einen Aufenthalt im Wasser. Das ist überhaupt für keinen Skorpion sicher bewiesen. Bei seinen Lobosterni des Karbon (Eobuthus, Isobuthus), die nach ihren ungenau bekannten Füßen vielleicht, nach ihren am Hinterrande median ausgeschnittenen Abdominalsterniten 4, 5, 6 gewiß eine besondere Stellung einnehmen, glaubt Pocock (26)

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Josef Felix Pompeckj: Gigantostraca und Scorpionida. Gebrüder Borntraeger, Berlin 1923, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pompeckj_Gigantostraca_und_Scorpionida.pdf/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)