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zurückgreifen, daß diese Formen euryhalin waren, und weiter ist in Betracht zu ziehen, daß sie in allen Größenstadien leicht durch Strömungen zu transportieren waren. Die übrige Begleitfauna war vielleicht mehr stenohalin; dazu kommt noch, daß z. B. Mollusken, mit Ausnahme leerer Cephalopodengehäuse und byssustragender Muscheln, eigentlich nur im Larvenstadium verfrachtbar sind, und daß die Larven, wenn die durch Zwangswanderungen angetroffenen Lebensbedingungen ihnen nicht zusagten, für uns spurlos zugrunde gegangen sind.

II. Gänzlich unvermittelt setzt im Ober-Silur die Überlieferung der Skorpione ein. Nur vier Individuen sind beschrieben worden:

Palaeophonus loudonensis M. Laur. – Gutterford Burn, Pentland hills, Schottland – in dünnplattigem, glimmerigem Grauwacken-Sandstein des Wenlock,
Palaeophonus caledonicus Hunt. (Hunteri Poc.). – Logan House, Lesmahagow, Lanarkshire, Schottland – Ceratiocaris-Lager (Fischband) des Ludlow[1],
Palaeophonus nuncius Thor. u. Lindstr. – Visby, Gotland – im Pterygoten-Mergel an der oberen Grenze der Abt. III des Wasserfallprofils, Zone e Lindströms = tieferes Ober-Ludlow,
Proscorpius Osborni Whitf. – Waterville, Oneida Co, NY – dolomitischer Zementkalk des Bertie waterlime, oberstes Ludlow.

Der äußeren Morphologie nach sind sie echte Skorpione. Ihre im Vergleich mit postsilurischen Formen kürzeren, kurzgliedrigen Schreitfußpaare mit nur einer Endklaue, die Lage der Coxae aller Fußpaare vor dem Sternum können als altertümliche Merkmale angesehen werden. Auffallend ist die eventuelle Blindheit des Gotländer Skorpions. Und Pal. caledonicus hat nach der Rekonstruktion von Pocock hinter dem die Kämme tragenden Segment nur vier statt der sonst fünf Abdominalsternite.

Sie alle wurden zwar zusammen mit Eurypteriden in marinen Ablagerungen gefunden, aber auch bei ihnen ist die Frage nach ihren eigentlichen und ursprünglichen Wohngebieten umstritten. Die Entscheidung müßte durch die Art der Respirationsorgane gebracht werden. Gerade in Bezug auf diese herrscht Unstimmigkeit und Unsicherheit.

Thorell (21) glaubte auf der dorsalen Fläche des dritten Abdominalsterniten des Pal. nuncius ein Stigma zu erkennen: er schloß


  1. Palaeoph. caledonicus wird von Peach und Horne auch aus dem Downton- (Temeside-) Fischband von Monks Water, Hagshaw Hills genannt (20a). Dieses Vorkommens ist sonst m. W. in der Literatur keine Erwähnung geschehen.
Empfohlene Zitierweise:
Josef Felix Pompeckj: Gigantostraca und Scorpionida. Gebrüder Borntraeger, Berlin 1923, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pompeckj_Gigantostraca_und_Scorpionida.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)