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So wie hier habe ich immer das Problem des Auftretens der Gigantostraken, insbesondere der silurischen aufgefaßt: eine Auffassung, die der von Schuchert ausgesprochenen und mir erst vor kurzem bekannt gewordenen nächst steht. Immer habe ich in der Überlieferung der Gigantostraken eine volle Parallele zu der der älteren Fische (18) gesehen; beide werden ja im Obersilur des öfteren vergesellschaftet gefunden. Nach den geologischen Umständen ihres Vorkommens waren auch die Fische von Hause Bewohner von Landwässern, die vom Silur bis weit ins Mesozoikum hinein immer nur zeitweilig ins Meer gedrängt wurden, ohne dort (vielleicht mit Ausnahme der Haie oder einzelner Haigruppen) für die Dauer heimisch zu werden. T. C. Chamberlin (19) hat auf morphologische Gründe hin fließende Landwässer als die ursprünglichen Wohngebiete der Fische bezeichnet, und J. Barrell (20) hat vor einiger Zeit meine auf geologischen Momenten beruhende Auffassung bestätigt.

Man wird fragen: wie ist, wenn die Gigantostraken wie die Fische in Landwässern heimisch waren, dann die große Verbreitung der einzelnen Gattungen zu erklären, so besonders die Verbreitung von Pterygotus in Nordamerika, Europa, Australien, die von Hastimima in Brasilien und Südafrika? In der rückgreifenden Erosion von Flüssen, in dem dadurch hervorgerufenen An- und Umzapfen von Bächen und Flüssen sehe ich das Moment, welches Bewohnern von Landwässern weite Verbreitung über Kontinentalgebiete hinweg ermöglicht. Das Beispiel des sonst marinen Krebses Allorchestes, der durch das Amazonasflußnetz in den Titicaca-See gelangt ist, möge als Beweis gelten.

Und weiter wird man fragen: Wenn die uns bekannten silurischen Gigantostraken aus Landwässern herstammen, warum kennen wir dann von den Faunen jener Landwässer nichts anderes als Eurypteriden, Phyllocariden, Synxiphosuren und Fische? War denn das die einzige Fauna der Gewässer silurischer Länder? Leider kennen wir von kontinentalen Ablagerungen des Silur nichts. M. O’Connell erachtet zwar die Begleitfauna der Eurypteriden im Waterlime für eine Süßwasserfauna, doch das ist, wie Ruedemann zeigte, gewiß nicht richtig. Sicherlich werden aber die altpaläozoischen Landwässer neben den Gigantostraken usw. noch eine ganze Menge von anderen Tierformen beherbergt haben, wie Phyllopoden, Ostracoden, verschiedenartige Mollusken, namentlich solche Typen, deren unvermitteltes Auftreten im späteren Cambrium und im Silur die Menge der Überraschungen bietet. Für das wiederholte Wandern der Gigantostraken (der Phyllocariden, Synxiphosuren und Fische) ins Meer, darf man auf die Meinung von Clarke und Ruedemann

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Josef Felix Pompeckj: Gigantostraca und Scorpionida. Gebrüder Borntraeger, Berlin 1923, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pompeckj_Gigantostraca_und_Scorpionida.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)