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er hat den Beiden das Schloß gelassen und hat sich in die Einsamkeit hinausgebaut. Die Tapete hier in diesem Zimmer, wo er noch Jahre lang gelebt, ist derzeit von ihm selber ausgewählt; es seien die Blumen des Schlafes und der Vergessenheit, so soll er oft gesagt haben. – Haben Sie noch etwas zu befehlen, Herr Richard?“ Er hatte nichts.

Als die Alte hinausgegangen war, blickte auch er noch eine Weile auf die rothen und violetten Mohnblumen; dann fielen seine Augen auf ein Wandgemälde, das oberhalb der vom Flur hereinführenden Thür die Tapetenbekleidung des Zimmer unterbrach.

Es war eine weite Haidelandschaft, vielleicht die an dem Waldwinkel selbst belegene, hinter welcher eben der erste rothe Sonnenduft heraufstieg; in der Ferne sah man, gleich Schattenbildern, zwei jugendliche Gestalten, eine weibliche und eine männliche, die Arm in Arm, wie schwebend gegen den Morgenschein hinausgingen; ihnen nachblickend, auf einen Stab gelehnt, stand im Vordergrunde die gebrochene Gestalt eines alten Mannes.

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Theodor Storm: Waldwinkel. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)