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kleine Kunstvogel zehn Mal unter Flügelschlagen sein „Kukuk“ gerufen, und Richard holte den großen Schlüssel aus seiner Schlafkammer, um, wie jeden Abend, das große Hofthor in der Mauer abzuschließen.

Als unten auf dem Flur Franziska aus der Küche trat, haschte er im Dunkeln ihre Hand und zog sie mit sich auf den Hof hinab. Schweigend hing sie sich an seinen Arm. So blickten sie aus dem geöffneten Thor noch eine Weile in die Nacht hinaus.

Es stürmte; die Tannen sausten, hinter dem Wald herauf jagte schwarzes Gewölk über den bleichen Himmel; aus dem Dickicht scholl das Geheul des großen Waldkauzes. Das Mädchen schauderte. „Hu, wie das wüst ist!“

„Du, hast du Furcht?“ sagte er. „Ich dachte, du könntest dich nicht grauen.“

„Doch! Jetzt!“ Und sie drängte ihren Kopf an seine Brust.

Er trat mit ihr zurück und warf den schweren Riegel vor die Pforte; von oben aus den Fenstern fiel der Lampenschimmer in den umschlossenen Hof hinab. „Der nächtliche Graus bleibt draußen!“ sagte er.

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Theodor Storm: Waldwinkel. Braunschweig: Geoge Westermann, 1875, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pole_Poppensp%C3%A4ler.djvu/51&oldid=- (Version vom 1.8.2018)