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mag der Name selbst auf den Charakter einen unmerklichen Einfluß üben, aber so viel ist unbestreitbar, daß es noch nie eine Person mit dem Vornamen Karl gegeben, die nicht offen, mannhaft, ehrlich, gutmüthig gewesen, die nicht eine volle, klare, für das Ohr wohlthuende Stimme und ein Auge besessen, das Einem stets gerade in’s Gesicht geschaut, als wollte es sagen: „Ich selbst habe ein gutes Gewissen, scheue Niemand und bin jeder gemeinen Handlung schlechterdings unfähig.“ Und so werden denn alle herzlichen, munteren, sorglosen Herren, welche auf unserer Weltbühne herum spazieren, sicherlich Karl genannt werden müssen.

Nun aber war es dem alten Karlchen, obwohl es erst etwa seit einem halben Jahre zu Rattleborough war und früher Niemand von ihm etwas gewußt hatte, durchaus nicht schwer geworden, mit allen angesehenen Leuten des Fleckens bekannt zu werden. Da war auch nicht Einer, dem Karlchens Wort nicht wie tausend gewesen wäre; und was vollends die Frauenzimmer betrifft, so läßt sich gar nicht sagen, was sie nicht gethan hätten, um ihm einen Gefallen zu erweisen. Und alles dieß, weil er in der heiligen Taufe den Namen Karl bekommen und mithin jenes offene Gesicht hatte, das sprichwörtlich der allerbeste Empfehlungsbrief ist.

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Edgar Allan Poe: Du bist der Mann!. J. Scheible, Stuttgart 1861, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Poe-Du_bist_der_Mann!.djvu/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)