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Prinzen und Prinzessinnen und zahlreichem Gefolge, zusammen 440 Personen mit 382 Pferden, dem Dresdner Hofe einen gemeinschaftlichen Besuch abstatteten. Der Kurfürst mag stolz gewesen sein auf die festlichen Veranstaltungen bei dieser „Durchlauchtigsten Zusammenkunft“, er hat deshalb Sorge getragen, die Kunde davon auf die Nachwelt zu bringen, indem er trotz drückendem Geldmangel eine umfassende Beschreibung mit zahlreichen Bildern in Kupferstich herausgeben ließ. Bearbeitet hat dieses Werk einer seiner Räte Gabriel Zschimmer, der von 1682–94 Bürgermeister von Dresden war. Die Zeichnungen für die Kupferstiche haben keinen künstlerischen, um so mehr aber Wert für die Kultur- und Städtegeschichte. (Neu herausgegeben und mit Erläuterungen und Einleitung versehen durch Otto Richter für den Verein für Geschichte Dresdens.)

Das Werk mit seinem mehrere hundert Seiten füllenden Text gibt uns die genaueste Auskunft über die Festlichkeiten.

MYTHOLOGIE UND ALLEGORIE.

Mythologie und Allegorie sind der Kern dieser Festlichkeiten, wie ja der Kunst des 17. Jahrhunderts überhaupt. Die antike Mythologie in der Auffassung der römischen Dichter beherrschte damals die Phantasie der gebildeten Abendländer; ihre Gestalten und die Themata, die man aus ihr schöpfte, waren jedermann verständlich und geistiges Gemeingut aller. Allegorie war, wie Jakob Burkhardt sagt, die Voraussetzung aller damaligen Kunst; die „Tafel des Cebes“ gehörte längst zu den Schulbüchern: eine wahrscheinlich spätantike Schrift, worin eine große Schar von moralischen und intellektuellen Allegorien auftritt, und zwar bereits als in einem umfangreichen Gemälde handelnd und redend angebracht. Was das 16. Jahrhundert weiter an Allegorischem geradezu angehäuft hatte, bildete für die Kunst des 17. Jahrhunderts eine unerschöpfliche Vorratskammer. Die allegorische Prachtausstattung aller Festlichkeiten ward zuerst in Italien ausgebildet, durch Nossenis Inventionen kam sie nach Dresden und hier fand sie für mehr als ein Jahrhundert eine bleibende Stätte und ausgiebige Pflege, die wohl in den Festlichkeiten bei der durchlauchtigsten Zusammenkunft ihren Höhepunkt erreichte.

Ein Beispiel des mythologisch-allegorischen Geistes der Spiele gibt das Ring- und Quintanrennen der sieben Planeten gegen den

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/91&oldid=- (Version vom 20.8.2021)