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Arbeit aus. Das historische Museum zu Dresden besitzt noch heute eine Reihe der herrlichsten Rüstungen aus jener Zeit, wie man sie kaum irgendwo anders in gleicher Schönheit sehen kann. Im Turnier- und Paradesaal findet man zu Dutzenden Prachtstücke von Rüstungen von Mann und Pferd, die ihresgleichen suchen. Da ist vor allem die weltberühmte Prachtrüstung des Kurfürsten Christian II. für Mann und Roß, das vollendete Meisterstück des Augsburger Plattners Anton Peffenhäuser, das der Kurfürst 1606 von Heinrich Knopf aus Nürnberg zu Schleusingen für 8800 Gülden (gegen 35 000 Mk.) kaufte. „Der Kurfürst war über den Erwerb dieses Kunstwerkes so erfreut, daß er dem Verkäufer für sich und seine Diener zur Verehrung und Zehrung durch den Hofmarschall Hans Georg Wehse am 17. April 1607 noch 55 Gulden und 15 Groschen über das Kaufgeld bewilligte.“ Auf den getriebenen Reliefbildern der Mannesrüstung sind Szenen aus dem trojanischen Krieg und dem Argonautenzug, auf der Pferderüstung solche aus der Herkulessage dargestellt. Von demselben Augsburger Plattner rührt auch die Prunkrüstung des Herzogs Johann Georg I. her (1604), die mit getriebenen und vergoldeten Verzierungen aus schwarzem Grunde in köstlicher Weise geschmückt ist. Hunderte anderer Rüstungen kommen hinzu, um uns das Bild damaligen ritterlichen Lebens und deutscher Plattnerkunst lebendig zu machen.

PLATTNERKUNST.

München, Augsburg, Landshut, Innsbruck waren die Stätten, wo diese Rüstungen von geschickten Plattnern nach Zeichnungen hervorragender Künstler hergestellt wurden. Aber auch in Sachsen blühte frühzeitig das Plattnerhandwerk. Namentlich in Dresden, Annaberg und Wittenberg wurden Harnische geschlagen. Von Dresdner Plattnern werden genannt: Hans Undeutsch, Peter von Speyer, Wolf Beppighorn, Hans Rosenberger, Wolf Pahlen oder Pohlen, Hans Dätzschner sämtlich im 16. Jahrhundert, sowie Jakob Jöringk und Chr. Müller im 17. Jahrhundert. Diese Plattner erfreuten sich eines großen Rufes und erhielten demgemäß auch nicht selten Aufträge von auswärtigen Höfen. Das konnte um so leichter geschehen, als damals der Plattner – ebenso wie der Astrolog – zum ständigen Hofpersonal gehörte, wenigstens immer wenn der Kurfürst auf Reisen war. Kurfürst August (1553 bis 1586) führte auf Reisen stets einen Rüstwagen mit sich, und

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/76&oldid=- (Version vom 11.1.2023)