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von Wecker über 50 – befinden sich im Elfenbeinzimmer des Grünen Gewölbes. Seinen beiden Hofdrechslern und anderen Hofhandwerkern lieh der Kurfürst zuweilen sein Handwerkszeug, wenn er Arbeiten bei ihnen bestellt hatte, die sie mit ihrem eigenen Handwerkszeug nicht ausführen konnten. (Hantzsch S. 228.)

„Ferner befanden sich in der Kunstkammer mehr als 200 Gefäße aus verschiedenen Steinen namentlich aus Serpentin von Zöblitz und aus Marmor von Weißensee hergestellt.“ Damit im Zusammenhange steht endlich eine „Sammlung von 32 verschiedenen sächsischen Gesteinsarten, die auf des Kurfürsten Geheiß, Johann Maria Nosseni zusammengebracht und auf ihre technische Verwertbarkeit hin geprüft hatte. Darunter befanden sich mehrere Arten Serpentin von Zöblitz, buntfarbige Schiefer von Niederplanitz bei Zwickau, roter Marmor mit weißen Punkten und ein grüner, rotgefleckter Stein von Wildenfels, schwarzer Basalt von Stolpen, vom Pöhlberge bei Annaberg und vom Schneeberg bei Grünau, Amethyst von Warmbad, Jaspis von Langenlungwitz u. v. a.“

Das Sammeln von heimischem Marmor und andern Gesteinsarten, wovon die Kunstkammer zeugt, betrieb Kurfürst August ganz planmäßig, und er hat dadurch die sächsische Plastik kräftig gefördert; denn die Bildhauer gewöhnten sich dadurch daran, anstatt wie bisher nur in Sandstein auch in edlerem Stein zu arbeiten. Der Künstler, dessen sich der Kurfürst dabei bediente, war Nosseni.

PAUL BUCHNER.

Zunächst müssen wir indes Paul Buchners gedenken, der 1559 in Kurfürst Augusts Dienste trat und Dresden in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sein künstlerisches Gepräge gab. Ein großer künstlerischer Geist war Buchner nun allerdings nicht. Er war 1531 zu Nürnberg geboren und hatte dort bei seinem Vetter Leonhard Danner das Handwerk eines Tischlers und Schraubenmachers gelernt. Danner fertigte Schraubenwerke, die zum Brechen der Mauern bei Belagerungen dienen sollten. Im Auftrage Kaiser Karls V. brachte Buchner solche Schraubenwerke nach den Niederlanden; in der Folge erhielt er am Hofe zu Brüssel Anstellung als Schraubenmacher, auch in England war er fünfzehn Monate tätig. Dann aber trat er in Augusts Dienste, der gleichfalls ein Schraubenwerk zu besitzen wünschte, und hier schwang er sich allmählich zum maßgehenden Manne in Kunstsachen auf. Während er zunächst allerlei Kleingerät, Werkzeuge,

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/56&oldid=- (Version vom 7.12.2022)