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Christus mit dem Kreuz und die herniederschwebende Taube. Zur Seite zwischen den Säulen steht links in Trauer und Witwenkleid Moritzens Gattin Agnes von Hessen, zur Rechten hinter August dessen Gemahlin Anna von Dänemark. Das Denkmal steht auf Konsolen und trägt auf seitlichen Tafeln ausführliche Inschriften zu Ehren des Kurfürsten Moritz. Der Entwurf des Denkmals ist in seiner Einfachheit nicht ohne Größe, doch fehlt es der sorgfältigen Ausführung an Leben und Schwung. Noch wirksamer möchte es gewesen sein, wenn es im Glanz von Gold und Farben erstrahlte, wie es uns die Zeichnung des Hofmalers Zacharias Wehme von 1591 zeigt, die einer nicht zustande gekommenen Erweiterung des Denkmals zugrunde gelegt werden sollte.

Wer das Moritz-Denkmal geschaffen hat, ist gänzlich unbekannt. Man hat das ansehnliche Werk u.a. dem Bildhauer Hans Walter zugeschrieben. Dieser Künstler war 1526 zu Breslau geboren, er mag um 1550 nach Dresden gekommen sein und errang sich hier eine hochangesehene Stellung. Er wurde Bürgermeister und starb im Jahre 1600.

DRESDEN DIE STADT DER RENAISSANCE.

Nicht mit Unrecht sagt Lübke, Dresden sei recht eigentlich in Norddeutschland als die Stadt der Renaissance zu bezeichnen. In der Tat hat sich schwerlich während des 16. Jahrhunderts irgendwo in Norddeutschland eine reichere Kunsttätigkeit entfaltet als in Dresden. Eine ganze Reihe hervorragender und tüchtiger Künstler haben damals hier neben- und nacheinander gewirkt, und die sächsischen Fürsten haben der vornehmen Pflicht, der Kunst freigebige Gönner zu sein, in reichem Maße genügt. Kurfürst August (1553–86) hat allerdings gerade in Dresden weniger Bauten errichtet als seine Vorgänger und Nachfolger; aber um die Verwaltung und die Kultur Sachsens, um Bergbau, Gewerbe, Landwirtschaft und Gartenbau erwarb er sich die größten Verdienste, so daß sich das Land unter seiner Regierung im blühenden Wohlstande befand. In den Reichtümern aber, die er selbst aufhäufte, schuf er die Mittel, die seine Nachfolger, die beiden Christiane, befähigten, ihrer Neigung zu künstlerischer Pracht um so freier die Zügel zu lassen.

Zweierlei Verdienste aber kommen dem Kurfürsten August für Dresden als Kunststätte zu: er berief zwei Künstler nach Sachsen,

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/51&oldid=- (Version vom 9.12.2022)