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19. Jahrhunderts, welche auch als Vorläuferin der Großen Berliner Hundertjahr-Ausstellung deutscher Kunst Bedeutung gewonnen hat, ferner eine reizvolle Empireausstellung und als neuen Zweig künstlerischer Betätigung zwei Gärten: einen Biedermeiergarten von Karl Graff und Max Bertram und einen modernen Kaffeegarten von Wilhelm Kreis und Friedrich Bouché. In der plastischen Abteilung war dem Dresdner Robert Diez eine Sonderausstellung zugebilligt. Ähnlich stellte sich die Kunstausstellung des Jahres 1908 dar, für die Hans Erlwein sämtliche Räume in neuer eigenartiger Weise ausgestaltet hatte. Sie brachte u. a. zwanzig Sonderausstellungen, darunter eine des Bildhauers Georg Wrba, und eine historische Schau: Kunst und Kultur unter den sächsischen Kurfürsten.

Epochemachend unter diesen Dresdner Ausstellungen war die Dritte deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung im Jahre 1906, die sich der Zahl nach an die beiden Münchner Ausstellungen 1876 und 1887 anschloß, sich aber grundsätzlich von ihnen dadurch unterschied, daß sie nur das moderne Kunstgewerbe veranschaulichte, jegliche Stilnachahmung aber grundsätzlich ausschloß. Die große Halle war dabei für eine evangelische Kirche – von Fritz Schumacher – und einen katholischen Kirchenraum von Berndl in München aufgeteilt. Die Ausstellung umfaßte in der Abteilung Kunst und Kunsthandwerk 142 vollständig ausgestattete Räume aller Art, darunter einen protestantischen, einen katholischen und einen israelitischen Kirchenraum, ferner einen Friedhof mit einer Kapelle und zahlreichen Grabdenkmälern, je eine Abteilung für die kunstgewerblichen Schulen und für kunstgewerbliche Einzelerzeugnisse, in der Abteilung Kunstindustrie je eine Abteilung für kunstindustrielle Vorbilder, für Materialgruppen, für kunstindustrielle Maschinen und Werkstätten. Dazu kamen noch zwei bedeutsame und umfangreiche Abteilungen für Volkskunst und für das Kunstgewerbe der Vergangenheit. Außenarchitektur und Innenraumkunst, Malerei und Plastik, sowie das gesamte Kunstgewerbe im Dienste der Raumkunst, Gartenkunst, Kunstphotographie, Juwelierkunst, Buchgewerbe, das Eigenkleid der Frau und was sonst irgend mit künstlerischer Kultur in Beziehung steht – alles das kam zur Geltung. Wir sahen Trau- und Ausschußzimmer, Vorzimmer, Museumsräume, Festräume, eine Bibliothek, Musiksäle, Wohn-,

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/348&oldid=- (Version vom 18.3.2023)