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Die städtischen Behörden gingen in der Folge mit der Regierung bei den Kunstausstellungen Hand in Hand und bei ihren Veranstaltungen fanden sich alle Kräfte einträchtig zusammen: die Künstlervereine, die hervorragendsten Architekten, die Direktoren der Museen, die Vertreter des Kunstgewerbes, die Kunstsammler, die Finanzwelt und die Presse. Diesem einmütigen Zusammenarbeiten ist der jugendfrische Aufschwung und der große Erfolg der neuen Dresdner Ausstellungen vor allem zu danken.

Der neue städtische Ausstellungspalast beherbergte im Jahre 1896 zuerst eine Ausstellung des sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes, der eine Alte Stadt angegliedert war. Bei dieser Gelegenheit wurde das alte Kunstgewerbe, die Nachahmung der alten Stile, soweit die großen Ausstellungen in Frage kamen, endgültig zu Grabe getragen. An der Alten Stadt mit ihrer malerischen altertümelnden Schauseitenherrlichkeit hatten wir damals noch unsere herzliche Freude; sie hat wohl unser Verständnis und Empfinden für die Schönheiten der kleinen Städte und damit den Sinn für Heimatschutz und Denkmalpflege anregen helfen. Sicherlich gilt das für die echten alten Dorfhäuser, für das Museum ländlicher Kunst und für das Volkstrachtenfest, die ersten Veranstaltungen, in denen sich der Sinn für die heimatliche Volkskunde kräftig bekundete. Im Anschluß daran wurde dann auch der Verein für sächsische Volkskunde gegründet.

Die erste internationale Kunstausstellung zu Dresden im Jahre 1897 muß als epochemachend für Dresden bezeichnet werden. Hier wurde zum ersten Male der Grundsatz betont und in die Tat umgesetzt, daß es sich nicht um einen großen Kunstmarkt, sondern um eine Eliteausstellung handeln dürfe, und daß es auch nicht bloß gelte, diese ausgewählten Kunstwerke auszustellen, sondern auch Ausstellungskunst zu zeigen, durch die Art der Ausstellung, durch architektonische und dekorative Anregungen künstlerisch zu wirken und anzuregen. So wurde dann vor allem die große Haupthalle zum ersten Male und dann immer von neuem raumkünstlerisch ausgestaltet, und auch der nordöstliche Pavillon sowie die Räume zwischen ihm und der Eingangshalle nahmen an dieser Ausgestaltung teil. Im übrigen wurde mit dem durchgehenden roten Galerieton gebrochen, die Räume wurden durchgehends in verschiedenen Farbtönen gehalten, die geeignet schienen, die Gemälde

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/344&oldid=- (Version vom 25.1.2023)