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der ausstellenden Künstler selbst, nämlich der Architekt Krubsacius, der diese Berichte in der Hauptsache benutzte, um seine künstlerischen Grundsätze darzulegen und zu verteidigen. Die Ausstellungen wurden von 1767 regelmäßig am 5. März, dem Namenstag des Kurfürsten, eröffnet, sie fanden regelmäßig im zweiten Obergeschoß des Akademiehauses statt und dauerten zwei bis drei Wochen. Die Beschickung war allen Künstlern gestattet, nur waren den Akademikern besondere Räume vorbehalten. Ein gedruckter Katalog wurde wahrscheinlich zum ersten Male im Jahre 1805 ausgegeben. Nach Hasches Mitteilungen erfreuten sich die Ausstellungen je nach der Bedeutsamkeit der ausgestellten Arbeiten eines mehr oder minder zahlreichen Besuches, sie waren sogar zuweilen gedrängt voll.

Während der Kriegsjahre nach 1806 fielen die Ausstellungen, wie es scheint, eine Reihe von Jahren aus, sie wurden aber alsbald aufgenommen, als nach 1815 wieder ruhige Verhältnisse eingetreten waren. Diese Ausstellungen waren nicht sehr umfangreich; meistens beschränkten sie sich auf drei Räume. Merkwürdig erscheint uns, daß auch Kopien ausgestellt werden durften. Während noch in den 1760er Jahren die Aussteller ermahnt wurden, nicht bloß Kopien auszustellen, wird um 1830 jede Kopie nach einem bedeutenden Gemälde der Galerie als ein künstlerisches Ereignis aufgefaßt: Hofrat Böttiger widmet solchen Kopien in der Abendzeitung besondere lange Aufsätze. Wichtiger erscheint uns, daß auch kunstgewerbliche Erzeugnisse selbstverständlich zur Ausstellung zugelassen waren, daß z. B. die Königliche Porzellanmanufaktur zu Meißen regelmäßig ihre neuen Erzeugnisse in der akademischen Ausstellung vorführte. Der Kreis der Aussteller erweiterte sich mit der Zeit etwas, indem die Akademie ihre auswärtigen Mitglieder und auch noch andere auswärtige Künstler zur Beschickung aufforderte. Später beschränkte sich allmählich die Ausstellung auf die Malerei und die in wenigen Stücken vertretene Plastik, während das Kunstgewerbe allmählich ganz ausblieb. Ort der Ausstellung war in dieser Zeit das ehemalige Galeriegebäude des Grafen Brühl auf der Brühlschen Terrasse, auch Canaletto-Saal genannt, weil hier eine Zeitlang die Bilder Canalettos, die jetzt mit der Gemäldegalerie vereinigt sind, gesondert aufgehängt waren. Der Canaletto-Saal fiel dann mit dem zierlichen

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Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/342&oldid=- (Version vom 6.4.2023)