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die der Sächsische Kunstverein im Oktober und November 1907 veranstaltete. Von gegen 60 Besitzern waren gegen 400 Kunstwerke ausgestellt, die in den letzten 20 Jahren erworben worden sind, und die Zahl der Kunstwerke hätte sich bequem verdoppeln lassen, wenn man es gewollt hätte.

Bemerkenswert sind weiter die Porzellansammlung des Herrn Oberstleutnant a. D. v. Haugk, die Sammlung alter Zinngeräte und Gemälde des Herrn Oberregierungsrates Dr. H. Demiani, die Sammlung alter Schlosser- und Schmiedearbeiten des Herrn Emil Kühnscherf, endlich auch die Sammlung alter Uhren des Herrn Robert Pleißner.

KUNSTAUSSTELLUNGEN.

In dem Kunstleben Dresdens der letzten Jahre haben die Kunstausstellungen eine hervorragende Rolle gespielt. Sie sind keine ständige gewohnheitsmäßige Einrichtung wie in München oder Berlin, sondern werden jedesmal auf Grund eines besonderen Planes sorgfältig vorbereitet und haben auch das gesamte deutsche Kunstleben in mehr als einer Richtung wesentlich beeinflußt. Darum widmen wir ihnen hier einen besonderen Abschnitt.

Kunstausstellungen sind eine französische Erfindung. Die erste Ausstellung größeren Umfanges veranstaltete die Schule der schönen Künste zu Paris im Jahre 1763. Der Pariser Salon hat seitdem nicht wieder ausgesetzt und gilt noch heute als die hervorragendste künstlerische Veranstaltung. Auch die Kunstkritik hat alsbald eingesetzt; ihr Gründer war Denis Diderot, er gab von 1765–67 Berichte über den Salon, wobei er als Hauptgrundsatz die Naturwahrheit in der Kunst verfocht.

Wie die Dresdner Kunstakademie durchaus auf französischer Grundlage beruhte, richtete man alsbald auch nach dem Pariser Vorbild in Dresden alljährliche Kunstausstellungen ein. Die erste fand am 3. August 1764 statt, war aber nichts weniger als reichhaltig. Größere Bedeutung hatte erst die des Jahres 1767. Damals wurde der jungen Akademie zum ersten Male Gelegenheit gegeben, ihr Können öffentlich in größerem Umfange zu erweisen. Das Publikum nahm die Ausstellung mit lebhafter Teilnahme auf und besichtigte eifrig. Auch die Kunstkritik fand sich alsbald ein: regelmäßige Berichte wurden in der Bibliothek der schönen Wissenschaften veröffentlicht. Der Kritiker war allerdings zunächst einer

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/341&oldid=- (Version vom 6.4.2023)