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Abb. 178 Rasende Mänade nach Skopas
Ergänzung von Walter Sintenis

und die der Gipsabgüsse, die früher getrennt, jene im Japanischen Palais, diese im Zwinger aufgestellt waren. Durch ihre Vereinigung in dem 1884–87 umgebauten alten Zeughaus ist der Wert beider Sammlungen erhöht und eine weit bessere Benutzung durch das Publikum ermöglicht worden. Eine kühne Neuerung, die sich in der Folge als ungemein wertvoll erwies, unternahm Treu mit frischem Wagemut. Im 18. und zum Teil noch im 19. Jahrhundert hatte man die antiken Reste, die verstümmelten Rumpfe, die abgetrennt gefundenen Köpfe usw. ohne die Gewähr für die Richtigkeit zu Figuren und Gruppen ergänzt, die wohl dem unkritischen Auge in ihrer Vollständigkeit wohlgefällig erscheinen mochten, die aber für jedes künstlerisch geschulte Auge in ihrer Willkür und Stillosigkeit geradezu ein Greuel waren und von der antiken Kunst falsche Begriffe gaben. Treu beseitigte alle diese willkürlichen Ergänzungen; und auf Grund unserer gegenwärtigen weit vorgeschrittenen Kenntnis der antiken Kunst und des weit reicheren Vergleichungsmaterials, welches die großen Museen Italiens, Griechenlands, Englands usw. bieten, konnten viele der ehemals verballhornten Reste ihrem eigentlichen Werte gemäß bestimmt und neu ergänzt werden, so daß im Dresdner Skulpturenmuseum manches Neue auf archäologischem Gebiete entdeckt werden konnte. So entdeckte Furtwängler, daß zu dem Dresdner Rumpf der Lemnischen Athena nach Pheidias ein vorhandener Kopf gehört, wodurch ein herrliches Gesamtwerk entstanden ist. Ganz neuerdings ist allerdings die Herkunft dieses

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Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/331&oldid=- (Version vom 17.2.2023)