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KUNSTSAMMLUNGEN.

In der Vermehrung und Erschließung der kgl. Kunstsammlungen sind die Jahre 1880–1908 in verschiedener Hinsicht bedeutsam gewesen. Zu verdanken ist dies vor allem dem Umstande, daß mit der Zeit an allen Sammlungen an Stelle von Künstlern fachkundige Kunsthistoriker angestellt worden sind, die den neuen Wegen der Forschung den Eingang vermittelten und zum Teil selbst als Pfadfinder auf neuen Bahnen die Museen vermehrten, umgestalteten und verwerteten. Woldemar v. Seidlitz hat als vortragender Rat in der Generaldirektion der Sammlungen für Kunst und Wissenschaft seit 1882 in hingebender Weise dazu beigetragen, die königlichen Sammlungen zu bereichern und hat den Besuch und die Benutzung nach Möglichkeit zu erleichtern gesucht.

Der Anschauung, daß die Kunstsammlungen nicht wenigen Auserwählten, sondern der Allgemeinheit angehören und dieser nach aller Möglichkeit erschlossen werden müssen, ist im letzten Jahrzehnt mehr und mehr die Bahn gebrochen worden.

GEMÄLDEGALERIE.

Bei der Vermehrung der Galerie ist vor allem die Neuzeit zu ihrem Rechte gekommen; namentlich vermöge der Summen, die seit 1880 aus der Pröll-Heuer-Stiftung fließen und lediglich zum Ankauf von Werken lebender deutscher Künstler bestimmt sind. Ältere Werke wurden noch unter der Direktion der Maler Schnorr von Carolsfeld und Julius Hübner eine Reihe gekauft, namentlich als aus der französischen Kriegskontribution 1873 eine größere Summe zu Kunsteinkäufen bestimmt wurde. Karl Wörmann hat sich bei geringeren Mitteln darauf beschränkt, nur vereinzelte alte Bilder zu kaufen, so sind hervorragende Gemälde, wie z. B. der Tod der heiligen Klara von Murillo, die Wassermühle von Hobbema, die große holländische Landschaft von Philips Koninck und die Beweinung Christi vom Meister des Hausbuchs der Galerie einverleibt worden. Weit stärker hat sich die Sammlung von Bildern neuerer Meister vermehrt: ihr gingen allein in den letzten 25 Jahren gegen 219 Gemälde zu, die einesteils durch den akademischen Rat aus der Pröll-Heuer-Stiftung, andernteils durch die Galeriekommission aus Staatsgeldern gekauft wurden. Wenngleich die Ankäufe aus der Pröll-Heuer-Stiftung infolge der Vermengung von Ausstellungs- und Galerieinteressen nicht durchweg einwandfrei sind, ıst doch jetzt in der Galerie eine Sammlung

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/324&oldid=- (Version vom 6.4.2023)