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Abb. 172 Tafelaufsatz des Rates der Stadt Dresden von Karl Groß

in seiner Technik stets mit feinem Empfinden die Eigenschaften des Materials, seine Ornamentik ordnet sich ohne Zwang dem architektonischen Rahmen ein und ist in ihrer Formensprache stets eigenartig ohne die geringste Manier, organisch und lebensvoll. Wo er ganz frei schafft, entfaltet er einen geradezu überraschenden Reichtum der Phantasie: davon zeugt vor allem der große silberne Aufsatz, den Karl Groß für die Stadt Dresden geschaffen hat.

Neben Gußmann ist als Maler im gleichen Sinne Karl Rößler, neben Groß als Bildhauer Ernst Hottenroth zu nennen, den der Tod 1908 aus rüstigem Schaffen in jungen Jahren dahingerafft hat. Er war der geborene Architekturplastiker; davon zeugt die Ornamentik der Kreuzkirche und im Innern des Centraltheaters, der plastische Schmuck an der städtischen Sparkasse und am neuen Landgericht.

Ganz im Sinne der angewandten Kunst schafft endlich Georg Wrba, der 1908 an Schillings Stelle nach Dresden berufen wurde und jetzt an der Spitze der Zunft steht. Seine ausgesprochene Begabung für die gebundene Plastik, seine reiche Phantasie und sein jugendfrisches Können wird er für Dresden zunächst im König Georg Denkmal, in der Altarfigur für die Versöhnungskirche, in dem Marie Gey-Brunnen und in größeren Arbeiten für das neue Rathaus erweisen.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/323&oldid=- (Version vom 4.4.2023)